Dieser Schritt war kein leichter: Phylicia Whitney spricht vor laufenden Kameras über ihre sexuelle Orientierung. Die TV-Expertin will sich nicht länger verstecken.
“Ich bin lesbisch. Das ist somit mein Coming-out und ich lasse hier die Bombe platzen”, sagte Phylicia Whitney am Freitag im “Sat.1 Frühstücksfernsehen”. Für die Morgensendung war sie jahrelang als Gaming-Expertin zu sehen. Außerdem moderierte sie im TV-Magazin “Inside eSports” auf Sport1. Aktuell arbeitet sie vor allem für die ARD und den SWR.
t-online erreicht Whitney kurz nach dem für sie wohl wichtigsten TV-Auftritt. “Ich war sehr aufgeregt, weil es für mich so ein großer Schritt war, zum ersten Mal über meine sexuelle Orientierung zu sprechen. Es ist etwas ganz Privates, es ging um meine Identität”, verrät die Niedersächsin. Sie habe nicht gewusst, “ob Hass oder Spott kommt”. Deswegen hatte sie großen Respekt vor ihrem Coming-out vor laufenden Kameras. Ihr privates Umfeld wusste dabei allerdings Bescheid. “Jede Person, die mir nahesteht, weiß, dass ich lesbisch bin”, erklärt sie. Besonders auf einen Menschen konnte sie sich dabei immer verlassen: “Meine Mutter hat es schon sehr früh geahnt. Sie unterstützt mich immer zu einhundert Prozent. Ihr ist es das Wichtigste, dass ich glücklich bin.”
Whitney, die auch unter ihrem Spitznamen Flitzi bekannt ist, hat sich in der Gaming-Szene einen Namen als Expertin gemacht. Gleichzeitig waren es aber auch die Frauenfeindlichkeit und die Homophobie in eben jener Szene, die sie ihr Privatleben besonders schützen ließen. Sie habe sich in dieser männerdominierten Branche jahrelang verstecken müssen.
Vor einigen Jahren noch sei diese Szene “toxisch, laut und heteronormativ geprägt” gewesen, findet Whitney. “Diversität war eher ein Konzept als Realität. Aber mittlerweile bewegt sich was.” Es werde bunter: “Queere Panels auf Messen, LGBTQIA+ Figuren in Games, Diskussionen auf Augenhöhe.” Die Moderatorin wünscht sich, “wieder stärker dabei zu sein, diesmal aber respektvoll und sichtbar.” Sie hatte sich eine Auszeit von der Gamingbranche genommen. Jetzt will sie wieder dabei sein. “Nicht als Ausnahme, sondern als Teil des Ganzen.”
Ihr Auftritt im Live-Fernsehen hat viele Reaktionen hervorgerufen. Es seien überwiegend warme Worte und Zuspruch gewesen, die sie erreicht haben. Doch sie habe auch Missgunst erfahren müssen. “Damit habe ich auch ein bisschen gerechnet”, sagt Whitney. “Man kann es nicht jedem recht machen und das Risiko bin ich mit meinem Coming-out auch eingegangen.”
Eine Reaktion, die für das TV-Gesicht wohl besonders wichtig war, fiel ganz und gar nicht negativ aus, nämlich die ihrer Partnerin. “Sie war zu Tränen gerührt. Ich glaube, sie war stolzer auf mich, als ich es selbst sein konnte”, fasst Whitney zusammen. “Sie hat mich fest umarmt und sich für meinen Mut bedankt. Ihre Unterstützung hat mir sehr geholfen, diesen Schritt endlich zu gehen. Es war das richtige Timing, das richtige Gefühl.”