Flavio Briatore feiert Comeback als Teamchef bei Team Alpine

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Flavio Briatore ist wieder Formel-1-Teamchef. Mit ihm kehrt ein schillernder Charakter zurück, der bei seinem Streben nach Erfolg keine Skrupel kennt.

“Ich bin ein demokratischer Diktator” – mit nur einem Satz machte Flavio Briatore schon kurz nach seiner Rückkehr in die Formel 1 als Berater für das Alpine-Team im vergangenen Jahr klar, dass er nicht beabsichtigt, die zweite Geige zu spielen. Nur wenige Monate später ist der Machtwechsel bei dem französischen Rennstall auch schon perfekt. Am vergangenen Dienstag gab das Team bekannt, dass der bisherige Vhef Oliver Oakes von seinem Posten zurückgetreten ist und Briatore nun seine Aufgaben übernimmt.

Nur einen Tag später griff Briatore dann auch schon durch. Der erst zu Saisonbeginn als Stammfahrer verpflichtete, aber bisher enttäuschende Jack Doohan wurde vom Italiener direkt wieder abgesetzt. Er muss mit dem bisherigen Ersatzfahrer Franco Colapinto die Plätze tauschen. Der Argentinier darf sich nun fünf Rennen lang beweisen, bevor die Fahrerkonstellation nochmals neu bewertet werden soll.

Es ist eine Entscheidung, die sinnbildlich für Briatores Führungsstil steht. Der mittlerweile 75-Jährige gibt sich stets wenig zimperlich, ordnet rücksichtslos alles dem Erfolg unter – und geht dabei teils sogar über die Grenzen der Skrupellosigkeit hinaus.

Skandale schon vor seiner Formel-1-Karriere

Skandale pflasterten den Weg Briatores schon früh. Vor seiner Zeit in der “Königsklasse” machte sich der Sohn eines Lehrer-Ehepaars als Unternehmer einen Namen, arbeitete an der Mailänder Börse. Schon dort geriet er früh in Konflikte mit dem Gesetz und wurde wegen Betrugs zu gleich mehreren Haftstrafen verurteilt. Angetreten hat Briatore jedoch keine davon, denn er flüchtete bis zu einer Amnestie kurzerhand in die Karibik.

Jack Doohan: Der junge Australier muss sein Alpine-Cockpit räumen.Vergrößern des Bildes
Jack Doohan: Der junge Australier muss sein Alpine-Cockpit räumen. (Quelle: IPA Sport/ABACA/imago-images-bilder)

Während dieser Zeit arbeitete er für das Modeunternehmen Benetton, zu dessen Gründer er einst eine Freundschaft aufgebaut hatte, und wurde dadurch zum reichen Mann.

1989 wurde Briatore zunächst Manager und später Teamchef des Formel-1-Teams von Benetton, auch ohne jegliche Erfahrung im Motorsportbereich. Kritiker und Zweifler belehrte er jedoch bald eines Besseren. Nach seinem überzeugenden Debüt für Jordan im Jahr 1991 warb Briatore den jungen Michael Schumacher kurzerhand ab und setzte ihn als Stammfahrer bei Benetton ein. Ein Glücksgriff, denn zwei Jahre später wurde der Deutsche im Benetton zum ersten Mal Fahrerweltmeister.

Ohne Kontroversen verlief jedoch auch dieser Erfolg nicht, denn Briatore und Benetton sahen sich mehreren Betrugsvorwürfen ausgesetzt. So wurde dem Team vorgeworfen, geheime elektronische Hilfen in den Autos zu benutzen, die später zwar auch gefunden wurden. Da ihre Benutzung jedoch nicht mit ausreichender Sicherheit nachgewiesen werden konnte, kam das Team straffrei davon.

Ein weiterer Regelverstoß hing mit dem Tanksystem des Benetton-Teams zusammen. Sie hatten einen Anti-Feuer-Filter aus ihren Tankschläuchen entfernt, sodass schneller mehr Sprit fließen konnte, was die Boxenstopps beschleunigte. Jedoch führte das Vorgehen zu einer Feuer-Explosion bei Schumachers-Teamkollegen Jos Verstappen, bei dem Verstappen und einige Mechaniker leichtere Verbrennungen erlitten. Briatore schob die Schuld kurzerhand auf den Hersteller der Tanksysteme und behauptete, mehrere Teams wären des Vergehens schuldig. Erneut kam er ohne Strafe davon.

Michael Schumacher feiert mit Flavio Briatore: Im Benetton holte Schumacher zwei WM-Titel.Vergrößern des Bildes
Michael Schumacher feiert mit Flavio Briatore: Im Benetton holte Schumacher zwei WM-Titel. (Quelle: Kräling/imago-images-bilder)

In der darauffolgenden Saison konnte Schumacher seinen Fahrer-Titel nicht nur verteidigen, Benetton gewann zusätzlich noch den WM-Titel der Konstrukteure – der einzige der Teamgeschichte.

Briatore war spätestens jetzt einer der prominentesten Namen der Formel 1 – und entwickelte sich dabei auch zu einer schillernden Persönlichkeit. Denn auch privat machte er Schlagzeilen. In den kommenden Jahren ging er Beziehungen mit mehreren Models ein, darunter auch Heidi Klum, mit der zusammen er Tochter Leni hat.

Sportlich hatte Briatore jedoch ein Tief zu überstehen: Nach dem Abschied von Schumacher und einigen wichtigen Teammitgliedern trennten sich die Wege mit Benetton 1997 vorerst. Nachdem er einige Jahre lang für Unternehmen im Formel-1-Umfeld gearbeitet hatte, kehrte er 2000 zu Benetton zurück, das in den nächsten zwei Jahren Schritt für Schritt zum Renault-Team umgewandelt wurde.