Bill Gates spendet seine Milliarden – was treibt ihn an?

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Es ist ein Paukenschlag: Bill Gates, seit vielen Jahren einer der reichsten Menschen der Welt, will das Tempo seiner wohltätigen Stiftung erheblich beschleunigen und läutet damit gleichzeitig ihr Ende ein. Der Mitgründer des Softwarekonzerns Microsoft kündigte jetzt an, er wolle bis 2045 fast sein gesamtes Vermögen an seine Stiftung geben, und diese Stiftung soll dann am 31. Dezember 2045 permanent den Betrieb einstellen.

Gates, der mit Microsoft zu einem der erfolgreichsten Technologieunternehmer aller Zeiten wurde, ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einer herausragenden Figur in der Welt wohltätiger Organisationen geworden. Er steht in regelmäßigem Kontakt mit Regierungschefs in aller Welt, die er auffordert, mehr für Entwicklungshilfe zu tun.

Manche andere Superreiche haben ihn sich zum Vorbild genommen und ebenfalls Stiftungen mit ehrgeizigen Zielen gegründet, etwa Mark Zuckerberg, der Mitgründer des Internetkonzerns Meta. Andere Multimilliardäre wie Elon Musk, der derzeit reichste Mensch der Welt, fallen dagegen wenig mit wohltätiger Arbeit auf.

Bill Gates hat jetzt seine Ankündigung sogar für eine heftige Attacke auf Musk genutzt. „Der reichste Mensch der Welt hat eine Rolle beim Tod der ärmsten Kinder der Welt gespielt“, sagte er der Zeitung „New York Times“. Das war eine Anspielung auf Musks Rolle in der vom US-Präsidenten Donald Trump eingesetzten Arbeitsgruppe „Department of Government Efficiency“ oder „Doge“, die unter anderem drastische Kürzungen für die amerikanische Entwicklungshilfeagentur USAID angestoßen hat.

Mehr als 200 Milliarden Dollar für die Stiftung

Die Gates Foundation ist die größte Privatstiftung der Welt. Sie wurde im Jahr 2000 gegründet, und Bill Gates hat sie lange mit seiner Frau Melinda French Gates geführt. Beide haben oft gesagt, sie wollen fast ihr gesamtes Vermögens an wohltätige Zwecke geben und ihren drei gemeinsamen Kindern nur einen kleinen Teil davon überlassen. Das Paar hat sich 2021 scheiden lassen, und Melinda French Gates setzte danach zunächst noch ihre Arbeit in der Stiftung fort. Vor knapp einem Jahr zog sie sich aber zurück. Bislang war in den Statuten festgelegt, dass die Organisation zwanzig Jahre nach dem Tod von Bill Gates aufgelöst wird. Nun gibt es ein konkretes – und womöglich deutlich früheres – Datum.

Gates sagte jetzt, er rechne damit, dass seine Stiftung zwischen heute und 2045 mehr als 200 Milliarden Dollar ausgeben wird. In ihren ersten 25 Jahren waren es 100 Milliarden Dollar. Gut 60 Milliarden Dollar haben Bill Gates und Melinda French Gates an die Stiftung gespendet, rund 43 Milliarden Dollar kamen von Warren Buffett, dem legendären Investor, der seit langem ein guter Freund von Gates ist.

Auch Buffett hat gesagt, er wolle mehr als 99 Prozent seines Vermögens an wohltätige Zwecke spenden. Vor einiger Zeit sagte er der Zeitung „Wall Street Journal“ aber, nach seinem Tod werde die Gates-Stiftung kein Geld mehr aus seinem Vermögen bekommen. Sein verbleibender Reichtum solle vielmehr in eine wohltätige Organisation fließen, die von seinen Kindern geführt wird.

„Giving Pledge“ – Eine Idee von Gates und Warren Buffett

Im Jahr 2010 hat das damalige Ehepaar Gates zusammen mit Buffett die Aktion „Giving Pledge“ gestartet. Deren Unterzeichner versprechen, mehr als die Hälfte ihres Vermögens für karitative Zwecke auszugeben. Mehr als 240 Personen haben sich der Initiative bisher angeschlossen. Zu den jüngsten Neuzugängen gehörten im vergangenen Jahr Sam Altman, der Mitgründer und Vorstandschef des ChatGPT-Entwicklers Open AI, und sein Mann Oliver Mulherin. Andere prominente Unterzeichner sind Mark Zuckerberg und seine Frau Priscilla Chan. Das Paar hat im Jahr 2015 die Chan Zuckerberg Initiative ins Leben gerufen und das kühne Ziel ausgegeben, damit bis zum Ende des Jahrhunderts alle Krankheiten zu besiegen. Chan und Zuckerberg haben versprochen, im Laufe ihres Lebens 99 Prozent der von ihnen gehaltenen Meta-Aktien an wohltätige Organisationen fließen zu lassen.

Auch Elon Musk hat den „Giving Pledge“ unterschrieben. Er hat auch eine wohltätige Stiftung, von der allerdings nicht allzu viel zu hören ist. Die Zeitung „New York Times“ schrieb im vergangenen Jahr, die Stiftung habe ein Vermögen von sieben Milliarden Dollar, allerdings habe sie mehrere Jahre lang nicht einmal den Minimalbetrag gespendet, den amerikanische Gesetze vorschreiben, um die ihr gewährten Steuervorteile zu rechtfertigen. Musk hat einmal gesagt, er verstehe seine Unternehmen wie den Elektroautohersteller Tesla oder den Raumfahrtspezialisten SpaceX als Philanthropie. Bisweilen kündigt er einzelne Spenden an, etwa einen zweistelligen Millionenbetrag für Schulen und andere Einrichtungen in der Region in Texas, in der SpaceX Rakten starten lässt. Die Internetseite von Musks Stiftung ist karg und besteht nur aus wenigen Sätzen.

Amazons Jeff Bezos gründete den „Earth Fund“

Jeff Bezos, der Gründer des Onlinehändlers Amazon, hat zwar nicht beim „Giving Pledge“ mitgemacht, und ihm ist auch lange vorgehalten worden, zu wenig von seinem Reichtum zu spenden. In jüngster Zeit macht er aber mehr mit wohltätigen Aktivitäten von sich reden. 2020 gründete er den „Earth Fund“, der das Ziel verfolgt, den Klimawandel zu bekämpfen, und er hat versprochen, dafür zehn Milliarden Dollar bereitzustellen. Damit finanziert er eine ganze Reihe verschiedener Programme, zum Beispiel die Zucht von Nutztieren, die weniger Methan ausstoßen, oder den Einsatz für eine vom Aussterben bedrohten Froschart in Panama.

Mehr als Bezos hat seine frühere Frau MacKenzie Scott in den vergangenen Jahren als Spenderin für Schlagzeilen gesorgt. Sie hat im Zuge der Scheidung 2019 ein Viertel der zuvor mit Bezos gehaltenen Amazon-Aktien bekommen, und sie hat gesagt, sie wolle in großem Stil Geld an wohltätige Organisationen geben, „bis der Tresor leer ist“. Seither hat sie rund 19 Milliarden Dollar gespendet. Im „Bloomberg Billionaires Index“ wird ihr aktueller Reichtum noch auf mehr als 36 Milliarden Dollar beziffert.

Obwohl Bill Gates in den vergangenen Jahren schon viel Geld an seine Stiftung gegeben hat, bleibt er bis heute einer der reichsten Menschen der Welt. Sein Vermögen wird gegenwärtig auf 168 Milliarden Dollar geschätzt. Vor ihm liegen nur Elon Musk, Mark Zuckerberg, Jeff Bezos und Larry Ellison.