Bei Landratswahlen in Mecklenburg-Vorpommern hat die AfD überraschend stark abgeschnitten. In drei von vier Landkreisen gehen Kandidaten der rechtspopulistischen Partei in zwei Wochen in die Stichwahlen. In einem der Kreise liegt der AfD-Kandidat deutlich in Führung, in einem weiteren knapp an zweiter Stelle. Erwartet worden war ein besseres Ergebnis der amtierenden Landräte, da bei der Wahl meist die Personen im Vordergrund stehen.
Im Kreis Mecklenburgische Seenplatte erhielt der AfD-Kandidat Enrico Schult laut vorläufigem Wahlergebnis 36,1 Prozent der Stimmen; er geht als Favorit in die Stichwahl in zwei Wochen gegen den zweitplatzierten Thomas Müller (CDU), der 27 Prozent Zustimmung erhalten hatte. Im Kreis Vorpommern-Greifswald kommt es ebenfalls zur Stichwahl zwischen CDU und AfD, hier erhielt der amtierende CDU-Landrat Michael Sack mit 39,4 Prozent etwas mehr als die AfD-Kandidatin Inken Arndt mit 38 Prozent.
Im Landkreis Vorpommern-Rügen verfehlte der parteilose Stefan Kerth die absolute Mehrheit mit 49,2 Prozent knapp, er muss nun in zwei Wochen in die Stichwahl gegen Carlos Rodrigues (AfD), der auf 27,5 Prozent kam. Kehrt war SPD-Mitglied gewesen, aus Protest gegen die Migrationspolitik der Sozialdemokraten aber 2023 aus der Partei ausgetreten. Er hatte vor der Wahl für eine Normalisierung der AfD geworben. „Wir brauchen den Mut zum sehr wachsamen Einbinden der AfD in die demokratischen Prozesse“, sagte Kerth der F.A.Z.; die Ausgrenzung der Partei mache sie nur noch größer. Er zeigte sich sehr skeptisch, dass es gelingen werde, mit einer veränderten Migrationspolitik die AfD wieder kleinzubekommen. „Es ist ganz viel Vertrauen unwiederbringlich zerstört, viele Menschen sind nicht mehr zurückholbar“, so Kerth. Bei der Wahl am Sonntag war er von der CDU sowie von mehreren Wählergruppen unterstützt worden.
Schwesig zeigt sich besorgt
Nur im Landkreis Ludwigslust-Parchim konnte sich am Sonntag mit Stefan Sternberg (SPD) der amtierende Landrat direkt im ersten Wahlgang durchsetzen, er erhielt 57,9 Prozent. An zweiter Stelle lag hier der AfD-Kandidat Dietmar Friedhoff mit 28,1 Prozent.
In Umfragen liegt die AfD derzeit in Mecklenburg-Vorpommern mit 29 Prozent klar vorne, die CDU erhielte 17 Prozent. Die SPD, die mit Manuela Schwesig die Ministerpräsidentin stellt und ein rot-rotes Regierungsbündnis anführt, erhielte nur noch 21 Prozent; bei der Landtagswahl 2021 waren es noch 39,6 Prozent gewesen. Die Linke käme der Umfrage zufolge derzeit auf 15 Prozent.
Ministerpräsidentin Schwesig äußerte sich gegenüber dem NDR besorgt über das gute Abschneiden der AfD: „Es ist wichtig, dass alle Demokratinnen und Demokraten zusammenstehen. In zwei Wochen können wir gemeinsam ein klares Zeichen für Stabilität und Zusammenhalt vor Ort setzen.“
Der CDU-Chef im Nordosten, Daniel Peters, teilte mit, er sei zuversichtlich, dass die CDU-Kandidaten am Ende die Nase vorn haben würden. Die Bundespolitik werde Rückenwind verschaffen. „Der von den Menschen sehnlichst erwartete Politikwechsel in der Migrations- und der Wirtschaftspolitik wurde eingeleitet. Es wird jetzt darum gehen, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen und so die Vereinfacher und Populisten von links und rechts zurückzudrängen“, so Peters.
Die Landesvorsitzende der Grünen in Mecklenburg-Vorpommern, Katharina Horn, rief vor den Stichwahlen dazu auf, für die Kandidaten der anderen Parteien zu stimmen. „Bei allen politischen Differenzen“ gelte es jetzt, Haltung zu zeigen und zusammenzustehen.