Bayer will sein Produktionswerk in Frankfurt schließen

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Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer will seinen Standort für Pflanzenschutzmittel in Frankfurt am Main schließen und auch in Dormagen Hunderte Stellen abbauen. Das teilte der Dax-Konzern am Montag mit. Bayer leidet darunter, dass vor allem asiatische Hersteller von Pflanzenschutzmittel-Generika große Überkapazitäten aufgebaut haben und auf dem Weltmarkt Preise anbieten, die teilweise unter den Herstellungskosten für Pflanzenschutzmittel in Europa liegen. Bayer will sich zukünftig stärker von den Generika-Herstellern differenzieren und das Geschäft in Frankfurt von 2028 an nicht fortführen. Teile des Geschäfts sollen verkauft, andere verlagert werden. In der Geschichte von Bayer wäre es die erste Schließung eines deutschen Standorts.

„Aussichtsloser Preiskampf“

„Wir bekennen uns ausdrücklich zum Standort Deutschland. Um diesem Bekenntnis in Zeiten erheblicher Herausforderungen gerecht zu werden, müssen wir uns jedoch neu ausrichten“, lässt sich Frank Terhorst, Leiter Strategie und Nachhaltigkeit der Division Crop Science, in einer Unternehmensmitteilung zitieren. Die Entscheidungen seien „schmerzhaft“ für die Kollegen. „Um den deutlichen Überkapazitäten und einem aussichtslosen Preiskampf mit asiatischen Generika-Herstellern im Markt entgegenzuwirken, sind diese Schritte aber dringend notwendig, damit wir Produktionsanlagen hierzulande erhalten und weiter wettbewerbsfähig Produkte für unsere Kunden produzieren können.“

Der Gesamtbetriebsrat von Bayer und die Chemie-Gewerkschaft IGBCE stellen sich gegen die geplante Schließung des Standorts Frankfurt am Main. „Wir werden den Standort nicht aufgeben und kämpfen für die Rechte der Kolleginnen und Kollegen“, sagte Heike Hausfeld, die Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Bayer, die auch stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Konzerns ist. Nach Sicht des Betriebsrats stehen die Schließungspläne und der Personalabbau dem gemeinsam vereinbarten Zukunftskonzept entgegen. Darin hatte sich die Geschäftsführung im Jahr 2022 dazu bekannt, den Heimatstandort zu stärken. Das war unter dem Vorstandsvorsitz von Werner Baumann. Inzwischen ist der Amerikaner Bill Anderson Chef des Leverkusener Konzerns.

Kritik auch von der Gewerkschaft

„Diese Schließungspläne sind eine Zäsur in der 162-jährigen Konzerngeschichte und stehen im Widerspruch zum erklärten Bayer-Bekenntnis zum Heimatstandort Deutschland“, kritisierte Francesco Grioli, der Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IGBCE ist und auch im Bayer-Aufsichtsrat sitzt. „Hier soll ein moderner, zukunftsfähiger Standort abgewickelt werden – und das, obwohl er gerade erst bedeutende Aufträge akquiriert hat und mit seinen Forschungsergebnissen maßgeblich zum nachhaltigen Unternehmenserfolg beiträgt. Das ist inakzeptabel.“

Gesamtbetriebsrat und Gewerkschaft fordern das Unternehmen auf, Alternativen zur Standortschließung in Frankfurt am Main zu prüfen. Dort produziert Bayer Herbizidwirkstoffe- und -formulierungen, zudem gibt es eine Forschungs- und Entwicklungseinheit, knapp 500 Beschäftigte arbeiten an dem Standort. Nach dem Plan Bayers sollen nicht alle Arbeitsplätze wegfallen, Teile der Produktion sollen verkauft und Teile an die Standorte Dormagen und Knapsack verlagert werden. Die Forschung und Entwicklung soll künftig in Monheim gebündelt werden, wo Bayer heute schon seinen Hauptstandort für die Agrarforschung hat.

Auch in Dormagen sollen 200 der bislang 1200 Stellen wegfallen. An diesem Produktionsstandort gibt es das größte Portfolio an Wirkstoffen und Pflanzenschutzmitteln. Die Produktion generischer Wirkstoffe und Formulierungen soll eingestellt werden. Auch das soll bis Ende 2028 abgeschlossen sein.