Die Kosten tragen die Konsumenten in den USA

1

Alles, was es über Zölle als wirtschaftliches Instrument zu sagen gibt, hat der Nobelpreisträger Milton Friedman vor Jahrzehnten so ausgedrückt: „Sie schützen den Konsumenten sehr gut vor einer Sache. Sie schützen ihn vor niedrigen Preisen.“ In den Vereinigten Staaten waren die Republikaner einmal Anhänger der Lehren Friedmans. Heute unterstützen sie einen Präsidenten, der „Zölle“ als „das schönste Wort“ bezeichnet. Nein, Geschichte lässt sich nicht als eine ununterbrochene Folge von Erkenntnisfortschritten schreiben.

Die Entscheidung der Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China, ihre zuvor astronomisch erhöhten Einfuhrzölle für 90 Tage deutlich zurückzunehmen, ist an den Finanzmärkten mit Erleichterung aufgenommen worden, da Gespräche zwischen den beiden Ländern die Wahrscheinlichkeit eines verheerenden Handelskriegs, wie ihn die Welt in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts erlebt hatte, erheblich reduzieren.

Ohne handelspolitische Hardliner

Der amerikanische Präsident Donald Trump hatte für die Gespräche in Genf seine handelspolitischen Hardliner zuhause gelassen und an konstruktiven Lösungen interessierte Verhandler entsandt. Auch die Chinesen haben verbal abgerüstet. Das ist eine gute Nachricht, die hoffen lässt, dass die beiden unverändert in einem harten Wettstreit befindlichen Supermächte in der Lage sein werden, auch über schwierige geopolitische und militärische Fragen miteinander zu sprechen.

Mochten die Teilnehmer an den Finanzmärkten auch erleichtert reagieren, euphorisiert waren sie nicht. Dafür bestand auch keinerlei Anlass. Denn die 90-Tage-Regelung mag die durch Trumps bizarren Auftritt im Rosengarten des Weißen Hauses bewirkte zollpolitische Eskalation korrigieren. Die Regelung legt jedoch ebenso wie die Vereinbarung zwischen Washington und London die Vermutung nahe, dass Trump keine Rückkehr mehr zu den niedrigen amerikanischen Einfuhrzöllen aus der Zeit vor seiner zweiten Präsidentschaft anstrebt.

Trumps Chefberater Stephen Miran mag heute das Gegenteil behaupten, recht hatte trotzdem Friedman: Die Kosten dieser Zollpolitik wird der amerikanische Konsument tragen.