Haftstrafen für Mitglieder von russischem Spionering

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Sechs Bulgaren, die von Großbritannien aus in mehreren europäischen Ländern für Russland spioniert haben, sind zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Die „feindlichen Operationen” der russischen Spionagezelle gehörten zu den „größten und komplexesten” auf britischen Boden, erklärte am Montag Richter Nicholas Hilliard. Der Anführer des Spionagerings wurde zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilt, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete.

Der 47-Jährige hatte sich gemeinsam mit zwei weiteren Männern schuldig bekannt. Drei weitere Angeklagte wurden im Laufe des Verfahrens schuldig gesprochen, darunter zwei Frauen.

Verhängt wurden Haftstrafen von etwas mehr als fünf Jahren bis zu mehr als zehn Jahren. Ziel der Gruppe von Bulgaren war auch eine Militärbasis in Deutschland.

Welche Rolle soll Marsalek gespielt haben?

Verbindungsmann des Spionagerings nach Moskau soll der im Skandal um den Finanzdienstleister Wirecard abgetauchte frühere Vertriebsvorstand des Unternehmens, Jan Marsalek, gewesen sein. Er wird seit 2020 von Interpol gesucht und soll enge Verbindungen zum russischen Militärgeheimdienst GRU haben. Im Londoner Prozess ging es um Tausende Nachrichten zwischen dem mutmaßlichen Anführer der Gruppe und dem Verbindungsmann.

Die Spionageaktivitäten sollen in London sowie in Stuttgart, Wien, Valencia und dem Balkanstaat Montenegro stattgefunden haben. Dafür hätten die Angeklagten beträchtliche Geldsummen erhalten, hatte die Staatsanwältin im Verlauf des Prozesses gesagt.

Der Leiter der Anti-Terror-Einheit der Londoner Polizei, Dominic Murphy, erklärte vor der Urteilsverkündung, die Taktiken der Gruppe erinnerten an einen „Spionage-Roman”. Die Täter hatten beispielsweise überlegt, Schweineblut per Drohne auf die Botschaft von Kasachstan in London zu schütten. Murphy nannte die Terrorzelle eine „echte Gefahr” sowohl für die nationale Sicherheit als auch für einzelne Menschen, die Ziel der Spionage waren.

Dem Fernsehsender Sky News zufolge wurden bei der Razzia im Versteck der Gruppe unter anderem 495 SIM-Karten gefunden sowie 221 Telefone, 258 Festplatten, 11 Drohnen und Abhörgeräte, versteckt in Alltagsgegenständen – etwa in Spielzeug und Krawatten.

Bei Festnahme nackt im Bett

Vor Gericht war eine romantische Dreiecksbeziehung innerhalb der Spionagegruppe ein Thema. Einer der Angeklagten wurde bei seiner Festnahme nackt im Bett mit einer anderen Angeklagten angetroffen, nicht aber an seiner eigentlichen Adresse, wo er mit der zweiten Angeklagten wohnte.

Eine der Angeklagten sollte den Ausführungen zufolge zudem als Lockvogel benutzt werden – als Spionin, die eine Zielperson verführt, um diese erpressen zu können oder an Informationen zu kommen. Die Angeklagte wies das zurück und gab an, benutzt worden zu sein. In den Nachrichten soll zudem offen über den Plan geschrieben worden sein, einen Russland-kritischen Journalisten zu ermorden.