Früherer Lufthansa-Chef Weber verstorben

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Wenn Carsten Spohr, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lufthansa , auf Amtsvorgänger zu sprechen kommt, dann geht es fast immer um Jürgen Weber – und das liegt nicht nur daran, dass Spohr als junger Manager Referent des damaligen Vorstandschefs Weber war. Der hatte den Konzern von 1991 bis 2003 geführt, in diese Zeit fielen die Vollprivatisierung der Deutschen Lufthansa, an der der Bund 1991 noch die Mehrheit hielt.

Auch die Gründung des Luftfahrtbündnisses Star Alliance mit anderen Airlines rund um die Lufthansa prägte Weber. Nach dem Star-Alliance-Vorbild entstanden danach die Konkurrenzbündnisse Oneworld und Skyteam. „Jürgen Weber wurde zu Recht Mr. Lufthansa genannt“, sagt Spohr nun in einem Nachruf. Wie Lufthansa am Dienstag mitteilte, ist Weber am Montag im Alter von 83 Jahren verstorben.

Weber hatte sein gesamtes Berufsleben in den Dienst der Lufthansa gestellt. Nach dem Luftfahrttechnik-Studium in Stuttgart fing der aus Lahr im Schwarzwald stammende Weber 1967 in der Techniksparte des Konzerns an. Er stieg über die Positionen als Assistent des Hauptabteilungsleiters Fluggerät und als Hauptabteilungsleiter für die Wartungsstationen im In- und Ausland bis zum Konzernvorstand auf. Dort übernahm er 1990 das Technikressort. Anderthalb Jahre später kürte ihn der Aufsichtsrat zum neuen Vorstandsvorsitzenden.

Erst die Sanierung, dann Zukäufe

Die Übernahme des Postens fiel in eine schwierige wirtschaftliche Zeit. Wegen hoher Kosten und Überkapazitäten nach ambitionierten Investitionen hatte Lufthansa erstmals seit fast zwei Jahrzehnten Verluste geschrieben. Weber musste sich als Sanierer bewähren. Er führte die Lufthansa auf einen Rekordkurs. Zum Ende seiner Vorstandszeit gab es aber wieder Verluste, die auch mit den Nachwirkungen der Anschläge vom 11. September 2001 auf die globale Luftfahrt zu tun hatten.

Das Ausscheiden aus dem Vorstand bedeutete für Weber nicht den Abschied von Lufthansa. Er amtierte bis 2013 ein Jahrzehnt als Aufsichtsratsvorsitzender. Als Vorstand hatte er den Einstieg bei Air Dolomiti und Eurowings verantwortet, als Chefaufseher billigte er die Zukäufe von Swiss und Austrian Airlines.

Nur bei der schon damals darbenden Ali­talia setzte er sich mit seiner Skepsis gegen seinen Nachfolger im Vorstandsvorsitz, Wolfgang Mayrhuber, durch. Bis zum Zukauf in Italien verging dann viel Zeit. Der Einstieg bei der von Alitalia-Altlasten befreiten Airline ITA erfolgte Anfang 2025. „Die heutige Lufthansa wäre ohne Jürgen Weber nicht denkbar. In seinen Zeiten als Vorstands- und Auf­sichtsratsvorsitzender hat er sie geformt und geprägt“, sagte der heutige Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley.

46 Jahre lang war Weber für Lufthansa tätig. In der deutschen Wirtschaft war er überdies gut vernetzt, übernahm diverse Aufsichtsratsposten, bei der Deutschen Post und der Reederei Hapag-Lloyd für einige Jahre auch den Vorsitz. Lufthansa blieb er stets eng verbunden, der Konzern hatte ihn zum Ehrenaufsichtsratsvorsitzenden gemacht.