Zwischen Kiew und dem Heiligen Stuhl zeichnet sich unter dem neuen Papst Leo XIV. eine diplomatische Entspannung ab. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der Papst hatten am Montagmorgen ein erstes Telefongespräch geführt, über dessen Verlauf sich Selenskyj anschließend sehr zufrieden äußerte.
„Es war unser erstes Gespräch, aber es war bereits sehr herzlich und sehr konkret. Ich habe Seiner Heiligkeit für seine Unterstützung der Ukraine und unseres Volkes gedankt“, teilte Selenskyj in den sozialen Medien mit. „Wir schätzen seine Worte über die Notwendigkeit eines gerechten und dauerhaften Friedens für unser Land und die Freilassung der Gefangenen sehr.“ Selenskyj äußerte zudem die Hoffnung, dass der Vatikan weiter dabei helfen werde, „die Tausenden nach Russland deportierten ukrainischen Kinder nach Hause zu bringen“.
Franziskus suchte die Nähe zu Kyrill
Selenskyj sprach gegenüber Leo XIV. abermals eine Einladung zu einem „apostolischen Besuch in der Ukraine“ aus und brachte die Hoffnung auf ein baldiges „persönliches Treffen“ zum Ausdruck. Italienische Medien berichteten am Dienstag unter Berufung auf Informationen aus dem Vatikan, dass Papst Leo XIV. einen Besuch Kiews nicht wie sein Amtsvorgänger mit einer Reise nach Moskau verbinden wolle. In ukrainischen Medien fand ein Interview von 2022 großen Widerhall, in dem Robert Francis Prevost als Bischof in Peru den im Februar 2022 als „klare Invasion imperialistischer Natur“ bezeichnete, mittels welcher „Moskau aus Gründen der Machterweiterung Gebiete zu erobern“ versuche.
Derweil heißt es in Rom, dass Papst Leo XIV. die von seinem am Ostermontag verstorbenen Amtsvorgänger Franziskus für den 24. Mai geplante Reise in die Türkei aus Anlass des Jahrestages des Ersten Konzils von Nicäa im Jahre 325 im Juli oder spätestens im Herbst unternehmen werde. „Wir bereiten die Organisation vor“, sagte der Papst am Montag am Rande einer Zusammenkunft mit Journalisten im Vatikan.
Zur feierlichen Amtseinführung des neuen Papstes am kommenden Sonntag wird auch der orthodoxe Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., erwartet, der in der weltweiten Orthodoxie als Gegenspieler des russischen Patriarchen Kyrill gilt. Die beiden Kirchenführer dürften während ihres ersten Treffens den Zeitpunkt für ihre gemeinsame ökumenische Reise in die Türkei festsetzen.