Obstruktive Stuhlentleerungsstörung: Symptome, Ursachen, Therapie

3

News folgen

Bei einer obstruktiven Stuhlentleerungsstörung gelingt es Betroffenen oft nur unter Mühen, Stuhl abzusetzen. Woran liegt das und was hilft? Ein Überblick.

Regelmäßiger Stuhlgang ist für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Wenn das Entleeren des Darms jedoch immer wieder Probleme bereitet und der Gang zur Toilette zur Qual wird, liegt womöglich eine sogenannte obstruktive Stuhlentleerungsstörung (ODS, obstruktives Defäkationssyndrom) vor. Darunter verstehen Fachleute eine Form der chronischen Verstopfung (Obstipation), bei der sich der Enddarm nur unvollständig entleeren lässt. Also jener etwa 20 Zentimeter lange Abschnitt des Dickdarms, der das Ende des Verdauungstrakts darstellt.

  • Kein Stuhlgang: Ab wann es bedenklich wird

Bei einer obstruktiven Stuhlentleerungsstörung lässt sich der Stuhl beim Toilettengang gar nicht oder nur sehr schwer absetzen, obwohl er oft normal geformt ist. Häufig geht der Versuch mit Begleiterscheinungen wie diesen einher:

  • starkes, oft erfolgloses Pressen
  • Gefühl, dass der Darm nicht vollständig entleert ist
  • wiederholte Toilettengänge, bei denen der Stuhl in kleinen Portionen (oder gar nicht) abgesetzt wird (fragmentierter Stuhldrang)
  • plötzliches, nicht mehr aufschiebbares und nicht unterdrückbares Bedürfnis, den Darm zu entleeren (imperativer Stuhldrang)
  • Notwendigkeit, den After mit den Fingern auszuräumen oder durch Druck auf die Scheidenhinterwand nachzuhelfen

Bei einer obstruktiven Stuhlentleerungsstörung liegt das Problem meist im Bereich des Enddarms oder des Beckenbodens. Dabei lassen sich die Ursachen im Wesentlichen in zwei Gruppen teilen:

  • funktionelle Störungen und
  • anatomische Veränderungen.

Liegen der obstruktiven Stuhlentleerungsstörung funktionelle Störungen zugrunde, hängen diese häufig mit der Muskulatur des Beckenbodens oder deren gestörter Nervensteuerung zusammen. So spannen sich womöglich die Beckenbodenmuskeln beim Stuhlgang paradoxerweise an, anstatt sich zu entspannen (auch Beckenbodendyssynergie, Anismus oder Puborektalissyndrom genannt). Stress kann hierbei verstärkend wirken. Aber auch neurologische Erkrankungen können die Nervensteuerung im Bereich des Enddarms oder Beckenbodens unter Umständen beeinträchtigen.

Darüber hinaus können anatomische Veränderungen zu einer obstruktiven Stuhlentleerungsstörung beitragen, wenn sie den Stuhlgang mechanisch behindern. Als mögliche Auslöser kommen beispielsweise infrage:

  • Ein Teil der Enddarmwand stülpt sich nach innen ein (sogenannte Invagination oder Intussuszeption).
  • Ein Teil der Enddarmwand stülpt sich in Richtung Scheide aus (sogenannte Rektozele).
  • Beckenbodenabsenkungen drücken auf den Darm.

Werden solche anatomischen Veränderungen festgestellt, müssen sie nicht zwangsläufig Ursache der Beschwerden sein. Mitunter bereiten solche Veränderungen nämlich keine spürbaren Probleme

Obstruktive Stuhlentleerungsstörung: Wie lässt sie sich behandeln?

Wie eine obstruktive Stuhlentleerungsstörung behandelt wird, richtet sich vor allem danach, was sie verursacht. In vielen Fällen genügt eine konservative (nicht-operative) Therapie.

Häufig kann bereits ein Beckenbodentraining in Kombination mit einer Biofeedbacktherapie helfen. Diese sollen die Muskelkoordination im Beckenbodenbereich verbessern und so das Entleeren des Enddarms erleichtern.

Positiv können sich zusätzlich ein gezieltes Toilettentraining sowie eine Veränderung bestimmter Lebensgewohnheiten auswirken. Dazu zählen etwa regelmäßige Toilettenzeiten, eine Körperhaltung, die den Stuhlgang erleichtert (zum Beispiel durch einen speziellen Toilettenhocker), eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige Bewegung.

Um die Darmentleerung zu erleichtern, verschreiben Ärzte bei Bedarf mitunter auch Abführmittel (Laxanzien) oder Einläufe (Klistiere). Aber: Obwohl diese Mittel den Stuhl weicher machen, lässt sich der Darm dadurch nicht in jedem Fall leichter entleeren.

Bessern sich die Beschwerden durch diese Methoden nicht, kann eine Injektion von Botulinumtoxin in den Beckenboden infrage kommen. So lässt sich eine überaktive Muskulatur entspannen und der Darm vorübergehend leichter entleeren.

Eine psychologische Unterstützung kann sinnvoll sein, wenn seelische Belastungen (wie Depressionen, Angststörungen) oder Stress zum Beschwerdebild beitragen.

Ist das Beschwerdebild trotz konservativer Maßnahmen unvermindert schwer beziehungsweise liegen der obstruktiven Stuhlentleerungsstörung anatomische Ursachen zugrunde, kann ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden.

Wie dieser genau aussieht, richtet sich vor allem danach, wo genau die ursächliche Veränderung liegt und wie stark sie ausgeprägt ist. Zu den infrage kommenden Methoden zählen beispielsweise:

  • ventrale Mesh-Rektopexie (VMR): Dabei wird der Enddarm mit einem Netz fixiert. Dieser minimalinvasive Eingriff kann zum Beispiel bei einer Rektozele oder Invagination zum Einsatz kommen.
  • transanale Eingriffe (wie die STARR-Operation): Hierbei wird über den After überschüssige Darmschleimhaut gestrafft und entfernt.
  • transvaginale oder transperineale Operationen: Hierbei wird der Eingriff über die Scheide oder durch den Damm vorgenommen (wie etwa bei Rektozelen).

Bei einer obstruktiven Stuhlentleerungsstörung die korrekte Diagnose zu stellen, ist nicht immer leicht, da die Übergänge zu anderen Erkrankungen fließend sein können. Aber auch wenn das oft komplexe Beschwerdebild bislang nicht vollständig verstanden ist, ist es in der Regel doch behandelbar. Mit der passenden Therapie lässt sich die Lebensqualität häufig erheblich verbessern.