Kanzler spricht im Bundestag. Merz’ Regierungserklärung in zehn Zitaten

3




14. Mai 2025 · Von Verteidigung bis Migration: Der neue Kanzler sagt im Bundestag, was er mit seiner Regierung erreichen will. Die wichtigsten Sätze im Überblick.




Zum ersten Mal steht Friedrich Merz als Bundeskanzler vor den Abgeordneten des Bundestages. Seine Regierungserklärung dauert knapp eine Stunde – der Christdemokrat spannt darin einen weiten inhaltlichen Bogen. Diese zehn Sätze werden von seiner Rede in Erinnerung bleiben.




„Stärke schreckt Aggression ab.
Schwäche hingegen lädt zur Aggression ein.“


Foto: Omer Messinger






Merz kündigt eine deutliche Ausweitung der deutschen Verteidigungskapazitäten an. Dass es ihm in erster Linie um Russland geht, steht deutlich im Raum, auch wenn er den Aggressor nicht benennt.










„Die Bundesregierung wird zukünftig alle finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, die die Bundeswehr braucht, um konventionell zur stärksten Armee Europas zu werden.“


Foto: AP






Noch mit dem alten Bundestag haben die neuen Regierungsparteien ein Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur durchgebracht, das den finanziellen Spielraum nach oben de facto offenlässt. Merz nennt nun zum ersten Mal ein konkretes Ziel, das mit diesem Geld erreicht werden soll – ein ehrgeiziges Ziel, das alle bisherigen Maßgaben überschreitet.






„Wir sind nicht Kriegspartei und wollen dies auch nicht werden. Aber wir sind eben auch nicht unbeteiligte Dritte oder neutrale Vermittler.“


Foto: EPA






Merz ist beim Ukrainekrieg in einer ähnlich schwierigen Position wie sein Vorgänger Olaf Scholz. Dennoch hat er seit Amtsantritt schon deutlich gemacht, dass er eine schärfere Linie verfolgt als der Sozialdemokrat – indem er etwa die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern nicht ausschließt.






„Unser großer Partner im Osten wird für diese Bundesregierung eine ebenso große Rolle für die Europapolitik spielen wie unser großer Nachbar im Westen.“


Foto: Omer Messinger






Der neue Kanzler hat gleich an seinem ersten Tag im Amt sowohl Paris als auch Warschau besucht. Er macht damit deutlich: Er verfolgt eine neue Ausrichtung in der Europapolitik, stärker auch nach Osten gewandt.






„Deutschland muss ein Schutzraum
für Jüdinnen und Juden sein und bleiben.“


Foto: Omer Messinger






Der Kanzler prangert Antisemitismus in Deutschland an und macht deutlich, dass die Bundesrepublik an der Seite Israels steht. Für dessen Sicherheit benötige es aber vor allem eines: Frieden in der Region.






„Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das war so, das ist so und das bleibt auch so.“


Foto: dpa






Der Bundeskanzler ist in seiner Rede immer wieder von einer neuen Schärfe, die es in der Migrationspolitik brauche, zurückgekehrt zur anderen Seite der Medaille, der dringend benötigten Einwanderung. Die Gratwanderung, auf der er seine Akzeptanz als Kanzler links wie rechts der Mitte schnell riskiert, ist politisch notwendig: Ohne eine offene Einwanderungspolitik ist Protest aus der SPD bei Zurückweisungen illegaler Einwanderer auf der anderen Seite programmiert. 






„Ihre Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine war wegweisend und sie war historisch.“


Foto: Reuters






Der Kanzler findet lobende Worte für seinen Vorgänger Olaf Scholz. Das Signal, nach innen wie nach außen: Auch in Deutschland hat die politische Mitte mit Verlusten zu kämpfen, diese bleibt aber im Kern stabil. 






„Wohnraum muss bezahlbar bleiben. Und dort, wo die Preise bereits zu weit gestiegen sind, muss er wieder bezahlbar werden.“


Foto: dpa






Es ist eine politische Binse, dass es in Deutschland zu wenig Wohnraum gibt. Interessant ist, dass Merz so formuliert, wie es im Wahlkampf eher Vertreter von SPD und Linkspartei taten: Bezahlbarer Wohnraum als politisches Schlagwort kam bei Merz bislang eher selten vor. Die Passage steht beispielhaft dafür, dass Merz gezwungen sein wird, auf Linke zuzugehen. 






„Wir können alle Herausforderungen, ganz gleich wie groß sie auch sein mögen, aus eigener Kraft heraus bewältigen.“


Foto: dpa






Der Grundsatz des Kanzlers Friedrich Merz, der seine zentralen Politikfelder – Wirtschaft, Migration, Außen – durchziehen soll, heißt: Stärke. Deutschland soll nicht ängstlich auf Unterstützung der USA und auf eine erfreulichere Konjunktur hoffen, sondern selbstbewusst vorangehen. Um dann, so die Botschaft, eben jene Ziele zu erreichen, an denen die Ampel gescheitert ist: Wirtschaftliches Wachstum generieren, eine europäische Ukraine-Politik prägen und das Gefühl der Kontrolle über die eigenen Grenzen vermitteln. 






„Für meine Generation ging es eigentlich immer nur vorwärts und aufwärts“


Foto: Reuters






Friedrich Merz als Repräsentant einer Regierung, als Repräsentant Deutschlands: Das hat es in seiner langen politischen Karriere bislang nicht gegeben. Seine erste Regierungserklärung lässt erkennen, wie er in diese neue Rolle finden will. Der Bezug zu Ludwig Erhard und seinem Versprechen („Wohlstand für alle“), dem sich jüngere Generationen nicht mehr sicher sein können, ist nicht neu – wohl aber die für Merz’sche Verhältnisse wenig geradlinige, offene Herleitung.