Samsung greift bei deutscher Fläkt Group zu

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Triton verkauft seinen Lüftungstechnikanbieter Fläkt Group an Samsung . Das Unternehmen besteht aus früheren Geschäften des deutschen Anlagenbauers Gea und der schwedischen ABB – Triton gibt den Wert der Transaktion mit 1,8 Milliarden Euro einschließlich Schulden an. Samsung will mit dem Erwerb auch vom Aufschwung der Rechenzentren profitieren, die gekühlt werden müssen. Diese Zentren florieren, weil immer mehr Lebensbereiche des Alltags digitalisiert werden und Künstliche Intelligenz stark zunehmende Datenströme verursacht.

Fläkt – schwedisch für „Ventilator“ – sitzt in Herne, beschäftigt 3300 Mitarbeiter und erlöst im Jahr mehr als 700 Millionen Euro. Die Gruppe bietet Lüftungen für Büros, Hotels, Kliniken, Fabriken und eben auch Rechenzentren an. Die entsprechende Sparte „Rechenzentrum & IT Kühlung“ ist eine von sieben im Unternehmen. Wie zu hören ist, kamen im vergangenen Jahr aber 40 Prozent des Auftragseingangs aus dem Rechenzentrengeschäft. Schlüsselkunden der Sparte sollen laut Branchenkreisen IT-Konzerne mit Datenzentren wie Google und Microsoft sein.

Ein Zeichen der Hoffnung

Fläkt Group ist aus einer Fusion unter der Ägide von Triton entstanden: Der Investor hatte 2014 das Wärmetauschergeschäft von Gea erworben und im Anschluss in Kelvion umbenannt. Aus Kelvion trennte das Private-Equity-Haus dann die Einheit DencoHappel ab, kaufte 2016 die Fläkt Woods Group und fusionierte beide. Fläkt hatte einst zum schwedischen Technikkonzern ABB gehört.

Aus Private-Equity-Sicht mag die Transaktion ein Zeichen der Hoffnung in einer Zeit sein, in der Finanzinvestoren wegen Drucks auf Verkaufspreise Schwierigkeiten mit „Exits“ haben – also mit dem Ausstieg aus Unternehmen in ihren Portefeuilles. Die Haltedauer, in der Langfrist typischerweise um die fünf Jahre, ist deutlich gestiegen, wie auch der Fall Fläkt zeigt. Wie von der F.A.Z. im vergangenen Monat berichtet, bereitet Triton auch Kelvion zum Verkauf vor. Dazu sind die Investmentbanken Morgan Stanley und Guggenheim beauftragt, wie in Finanzkreisen bestätigt wird. Triton kommentiert das nicht.

Für den Verkauf von Fläkt hat Triton die Investmentbank UBS und die Kanzlei Latham & Watkins mandatiert. Samsung soll sich von Citi und White & Case beraten lassen. Der Eigenkapitalwert wird mit 1,5 Milliarden Euro beziffert, der Rest sind im Wesentlichen Nettoverbindlichkeiten. Die Transaktion soll im Laufe des Jahres abgeschlossen werden. Wie aus der Fusionsbranche verlautet, hatte Triton am Ende mit drei Industrieunternehmen verhandelt. Sie sollen alle bereit gewesen sein, ein außergewöhnlich hohes Vielfaches („Multiple“) des operativen Fläkt-Gewinns (Ebitda) zu zahlen – unter anderem, weil das Unternehmen absehbar als einziger nennenswerter Branchenvertreter auf dem Markt war und somit externes Wachstum bot.

Samsung hat große Pläne

Samsung will durch den Kauf sein globales Geschäft mit Rechenzentren ausbauen. Konzernchef Lee Jae-yong hatte erst vor wenigen Wochen mehrere große Übernahmen angekündigt, um das ins Stocken geratene Wachstum von Samsung Electronics wieder in Schwung zu bringen. Mit einem Jahresumsatz von umgerechnet rund 200 Milliarden Euro ist Samsung eines der größten Elektronikkonglomerate der Welt. Seine Produktpalette reicht von Haushaltsgeräten über Computer bis zu modernen Speicherchips.

„Mit der Übernahme von Fläkt schafft Samsung Electronics die Grundlage, um eine führende Position im globalen Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungs-Geschäft einzunehmen und unseren Kunden ein umfassendes Lösungsspektrum anzubieten“, sagte Samsung-Manager TM Roh. „Wir werden weiterhin in das vielversprechende Geschäft investieren und es zu einem zentralen Wachstumsmotor für die Zukunft entwickeln.“

Samsung hat sich das Geschäft mit der Ausrüstung von Rechenzentren vor zwei Jahren groß auf die Fahne geschrieben und ging eine Zusammenarbeit mit der Lennox International ein, einem mehr als hundert Jahre alten amerikanischen Anbieter von klima- und raumlufttechnischen Anlagen. Aufgrund der hohen Nachfrage nach IT-Dienstleistungen rund um das Cloudcomputing und Künstliche Intelligenz schießen sie geradezu aus dem Boden.

Diese Schaltzentralen der Digitalisierung benötigen nicht nur Chips und Computer, sondern auch große Kühlsysteme. Denn die Rechner laufen auf Hochtouren und dadurch schnell heiß. Daher stehen sie in gut klimatisierten riesigen Hallen, die nicht selten die Größe mehrerer Fußballfelder haben. Derzeit gibt es in der Welt mehr als 8000 dieser Großrechenzentren. Nach Prognosen der Marktbeobachter von ABI Research wird ihre Zahl bis Ende des Jahrzehnts auf mehr als 12.000 steigen.