Bei der Beisetzung von Margot Friedländer auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee haben mehrere Redner das Eintreten der Holocaust-Überlebenden für Menschlichkeit und gegen Hass gewürdigt. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, erinnerte daran, dass die Nazis Mutter, Vater und Bruder Friedländers ermordet hätten, sie selbst sei im Konzentrationslager Theresienstadt inhaftiert gewesen.
„Aber aus dieser Vergangenheit heraus sind Sie jemand geworden, der nicht hassen wollte, sondern erinnern, nicht anklagen, sondern erzählen“, so Joffe. Friedländer symbolisiere das, was einen Menschen ausmache: Wärme, Nahbarkeit und Mitgefühl.
Friedländer bekommt ein Ehrengrab
Der Rabbiner der Jüdische Gemeinde Chabad Berlin, Yehuda Teichtal, äußerte sich ähnlich: „Margot, Deine Geschichte ist eine Geschichte der Stärke und der unzerbrechlichen Menschlichkeit.“ Das Vermächtnis Friedländers sei, immer zu versuchen, die Welt zu einem menschlicheren und besseren Ort zu machen.
Margot Friedländer war am vergangenen Freitag gestorben. Als Jüdin war sie in der NS-Zeit ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte sie in die USA, kam aber im hohen Alter zurück in ihre Heimat Berlin. Bei Veranstaltungen etwa an Schulen setzte sie sich für Menschlichkeit und Demokratie, gegen das Vergessen der NS-Verbrechen und gegen Hass ein. Als Berliner Ehrenbürgerin erhält Friedländer ein sogenanntes Ehrengrab.

Die Beisetzung fand im engsten Kreis und mit geladenen Gästen statt, allen voran Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Anlässlich der Beisetzung wehten die Flaggen in Berlin auf halbmast. Für alle Behörden und Gebäude des Landes Berlin wurde Trauerbeflaggung angeordnet, wie die Innenverwaltung mitteilte. Als Berliner Ehrenbürgerin erhält Friedländer ein Ehrengrab.
Auch der frühere Bundespräsident Joachim Gauck sowie die frühere Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD) nehmen an der Zeremonie teil. Ebenfalls dabei sind der Vorstandschef des Medienhauses Springer, Mathias Döpfner, und die Witwe des Verlagsgründers, Friede Springer. Georg Friedrich Prinz von Preußen, der auch Kuratoriumsmitglied der Margot Friedländer Stiftung ist, gehört ebenfalls zu den Gästen. Auf dem Friedhof fanden sich außerdem Schauspielerin Iris Berben und Moderatorin Dunja Hayali ein.

Für ihr Engagement wurde Friedländer unter anderem mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Steinmeier hatte ihr die Ehrung eigentlich an dem Tag überreichen wollen, an die sie verstarb. Laut Bundespräsidialamt gilt der Orden bereits als verliehen, sobald die Trägerin darüber informiert wurde und der Verleihung zugestimmt hat. Das war bei Friedländer schon geschehen.
Noch bis zum 23. Mai liegt im Roten Rathaus in Berlin ein Kondolenzbuch aus. Aufgrund des großen Andrangs bleibe es eine Woche länger geöffnet als ursprünglich geplant, teilte die Berliner Senatsverwaltung mit.