Zum Auftakt der Hauptversammlung des Volkswagen-Konzerns hat der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume die Belegschaft und die Aktionäre am Freitagvormittag auf weiterhin harte Arbeit an den Kosten eingeschworen. Das Management habe im Umbau des Wolfsburger Autoherstellers Fortschritte gemacht, sehe sich aber mit vielen politischen und wirtschaftlichen Einflüssen konfrontiert, die das Ergebnis belasteten. Blume sprach von einer „massiven Risikolage äußerer Umfeldeinflüsse“. Es bestehe „substanzieller Handlungsbedarf, die Robustheit des Konzerns zu stärken.“
Um zehn Uhr hat die 65. ordentliche Hauptversammlung des VW-Konzerns begonnen. Wie schon im Vorjahr läuft sie rein virtuell. Reden des Managements überträgt das Unternehmen aus dem Hauptsitz in Wolfsburg per Livestream, und Aktionärsvertreter können sich zuschalten lassen, um sich zur Lage des Autoherstellers zu äußern.
Blume verwies in seiner Rede vor dem blauen Hintergrund des Sendestudios auf den schwachen Automarkt innerhalb der EU. Der Hochlauf der Elektromobilität sei hier flacher als gedacht, genau wie in Amerika. In China sei die „Innovations- und Preisdynamik“ hoch. Gemeint ist: Immer mehr Wettbewerber bringen dort neue Fahrzeuge auf den Markt und kämpfen mit Niedrigpreisen um Kunden. Gleichzeitig müsse VW wegen verschiedener Vorschriften in den Weltregionen erhebliche Mittel für Produkte und verschiedene Antriebsarten ausgeben.
VW will in den USA wachsen
Der 56 Jahre alte Manager sprach außerdem von einem „strukturell und finanziell geschwächten Lieferantennetz“, mit dem der Konzern und seine Marken umgehen müssten. Über allem stehe zudem die Unsicherheit im Handel mit den Vereinigten Staaten. Für die dortigen Geschäfte wolle VW, wie zuvor schon für den chinesischen Markt, ein eigenes Zielbild entwickeln, kündigte Blume an, ohne weitere Details zu nennen. Nur so viel: „Wir wollen in der Region wachsen. Mit Produkten, die sich konsequent an den Erwartungen der amerikanischen Kundinnen und Kunden orientieren.“ Erwartet wird, dass VW seine Produktion vor Ort ausweitet, auch um eine möglicherweise dauerhafte Belastung durch Trumps Zölle zu umgehen.
VW hatte vergangenes Jahr für die deutschen Standorte einen Sparplan mit der Gewerkschaft ausgehandelt, der den Abbau von 35.000 Stellen umfasst. Parallel sollen neue Modelle für mehr Wachstum sorgen. Nachdem die Konzernmarken vergangenes Jahr 30 neue Fahrzeuge herausgebracht hatten, sollen dieses Jahr noch einmal so viele folgen. So werde VW auf der Automesse IAA im September erstmals die elektrischen Kleinwagen seiner Marken VW, Skoda und Cupra vorstellen, kündigte Blume in seiner Rede an. Sie sollen kommendes Jahr für Preise um 25.000 Euro auf den Markt kommen.
Den im vergangenen Jahr erzielten operativen Gewinn von 19 (2023: 22,5) Milliarden Euro bezeichnete Blume angesichts der vielen Schwierigkeiten rund um die Welt als solide. Aber: „Zufrieden geben wir uns mit diesen Ergebnissen nicht. Unser Anspruch liegt deutlich höher.“ Das gleiche gelte für den Aktienkurs. Zwar hat die Vorzugsaktie seit Jahresbeginn auf rund 104 Euro leicht zugelegt, sie liegt aber weit unter dem Stand von 2021, als der Kurs ein Zwischenhoch von fast 250 Euro erreicht hatte. Für das abgelaufene Geschäftsjahr sollen die Anteilseigner eine Dividende von 6,30 Euro je stimmberechtigter Stammaktie und 6,36 Euro je Vorzugsaktie bekommen.