Ministerium entlastet Historiker Hasselhorn doch

5

Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst hielt am Dienstag, 8. April 2025, in einer Presseinformation fest, dass zwischen der Leitung der Universität Würzburg und dem Lehrstuhl für Neueste Geschichte „Einigkeit“ bestehe, „dass die von Teilen der Studierenden kritisierten Äußerungen und Publikationen, auch von Lehrstuhlmitarbeitern, – entsprechend der Prüfungen der von der Hochschulleitung eingesetzten Taskforce – in keiner Weise zu beanstanden sind“.

Die Presseinformation stelle „keine Entlastung“ dar: Unter diesem Titel wurde diese Einigung an dieser Stelle von Patrick Bahners kommentiert. Begründung: Benjamin Hasselhorns Bekenntnis zur Demokratie in dem vor elf Jahren unter dem Pseudonym Martin Grundweg in der Zeitschrift „Sezession“ veröffentlichten Artikel „Demokratie von rechts“ sei nur okkasionell begründet und rein „taktisch“. Das Ministerium selbst, behauptet Bahners, habe diesen Überlegungen keineswegs die Unbedenklichkeit bescheinigt und „gar keine Bewertung der Angelegenheit vorgenommen“.

Eine unmissverständliche Klarstellung

Tatsächlich hatte das Ministerium den Text der Einigung aber selbst ausgearbeitet und den Gesprächspartnern, dem Universitätspräsidenten und mir, im gemeinsamen Gespräch vorgelegt. Einem kleinen Änderungswunsch von mir wurde dann noch Rechnung getragen. Zentraler Punkt ist, dass zwischen Ministerium, Hochschulleitung und mir Einigkeit besteht, dass die von einigen studentischen Hochschulpolitikern kritisierten Äußerungen und Publikationen von Angehörigen des Lehrstuhls für Neueste Geschichte der Universität Würzburg „in keiner Weise zu beanstanden sind“. Der angestrebte Hochschulfrieden wurde mit dieser unmissverständlichen Klarstellung nach einer niederträchtigen, auf Fehlinformationen und Unterstellungen basierenden Kampagne wiederhergestellt.

Sein Haus setzt sich für den Hochschulfrieden im Freistaat ein: Markus Blume (CSU), Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst.
Sein Haus setzt sich für den Hochschulfrieden im Freistaat ein: Markus Blume (CSU), Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst.Picture Alliance

Diese Klärung will Bahners in seinem Artikel nun wieder infrage stellen. Dafür muss er zum Mittel spekulativer Motivforschung greifen. Auch Bahners kann die widersinnige Lektüre der keinesfalls „mutigen“ (Niklas Weber), sondern sich unter dem Deckmantel der Gremien versteckenden und teils offenbar illiteraten („Proffessoren“, „annonymität“) studentischen Aktivisten nicht rehabilitieren. Hasselhorn wollte auch vor elf Jahren keinen Systemumsturz, sondern im Gegenteil die Akzeptanz der Demokratie in der Rechten erreichen. Thomas Thiel schrieb in der F.A.Z. vom 27. März, der angegriffene Aufsatz „Demokratie von rechts“ lasse „keine verfassungsfeindlichen Bestrebungen erkennen, auch nicht, wie insinuiert, eine Absage an die demokratische Grundordnung“.

Auch anderen Medien wie der „Welt“, dem Bayerischen Rundfunk, der „Neuen Zürcher Zeitung“ und „Cicero“ ist dies bewusst, sie haben entsprechend und korrekt von unserer vollständigen Rehabilitierung berichtet. Das bayerische Wissenschaftsministerium hat nun auf Nachfrage seine Haltung noch einmal bekräftigt: Es gibt kein Dementi und keine Distanzierung von der vollständig entlastenden Presseinformation.

Was uns bei allem Ärger in den letzten Wochen ermutigt: Die Scientific Community ist der ewigen Kontaktschuldsuche, der Verdächtigungen und Cancel-Versuche, der Unterstellungen und eindimensionalen Politisierung müde. Das alles sind Versuche, die Wissenschaft und die Wissenschaftsfreiheit einzuschränken, sie richten sich nicht auf Argumente, Thesen und Forschungsper­spektiven, sondern auf die Zerstörung von Wissenschaftlern. An diesem üblen Spiel sollte sich keiner mehr beteiligen. Auch das traditionsreiche Ressort Geisteswissenschaften der F.A.Z. nicht.

Peter Hoeres bekleidet den Lehrstuhl für Neueste Geschichte der Universität Würzburg.