Der Chef des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk tritt zurück. Eine personelle Veränderung sei nötig, weil der Konkurrenzdruck auf dem Markt für Abnehmmittel weiter zunehme und der Börsenwert des Unternehmens seit längerer Zeit schwinde, teilte der Konzern am Freitag mit. Die Papiere fielen am Freitag an der Börse in Kopenhagen um mehr als zwei Prozent, seit Jahresbeginn hat die Aktie 32 Prozent eingebüßt. Lars Fruergaard Jorgensen werde für eine Übergangszeit im Amt bleiben, bis die Nachfolge geregelt sei. Er kam 1991 zum Konzern und ist seit 2017 dessen Vorstandsvorsitzender.
Unter Jorgensens Führung wurde Novo zum Vorreiter auf dem Markt für Mittel gegen Fettleibigkeit und Diabetes. Investoren zeigten sich zuletzt jedoch besorgt, dass das Unternehmen seine Pionierstellung im Wettbewerb mit dem US-Rivalen Eli Lilly zunehmend einbüßt. An seinem Ausblick für 2025 hält der Konzern aber fest.
Novo wechselt selten seine Führung. Viele Manager – darunter auch Jorgensen – haben ihre gesamte Karriere im Unternehmen verbracht. Jorgensens Vorgänger Lars Rebien Sorensen, der nun als Beobachter dem Vorstand beitritt, hatte den Posten von 2000 bis 2016 inne, davor führte Mads Ovlisen das Unternehmen von 1981 bis 2000.
Jorgensen wurde im Januar 2017 Vorstandsvorsitzender und der Börsenwert des Unternehmens hat sich unter seiner Führung mehr als verdreifacht. Novo brachte als erstes Unternehmen Wegovy und das Schwestermedikament Ozempic gegen Diabetes auf den Markt, verliert aber nun Marktanteile an Lilly, dessen Konkurrenzprodukt Zepbound bei den Adipositas-Verschreibungen führt.
Prognosen gesenkt
Im vergangenen Jahr hatte Novo auch Mühe, die Anleger davon zu überzeugen, dass es über eine Weltklasse-Pipeline von Präparaten der nächsten Generation gegen Übergewicht verfüge. Immer wieder hatte das Unternehmen betont, dass seine Injektion CagriSema, die 2026 auf den Markt kommen soll, einen Gewichtsverlust von mindestens 25 Prozent ermöglicht. Tatsächlich blieb das Medikament weit hinter diesen Erwartungen zurück – und die Reaktion der Märkte war prompt und heftig.
Vergangene Woche musste Novo zudem die Prognosen für Umsatz- und Gewinnwachstum senken, nachdem die Wegovy-Verkäufe im ersten Quartal hinter den Schätzungen zurückgeblieben waren.
„Jorgensens überraschender Weggang von Novo Nordisk bestätigt den Eindruck, dass das Unternehmen im Bereich der Fettleibigkeit gegenüber Eli Lilly Rückschritte gemacht hat“, sagte Michael Shah, leitender Branchenanalyst bei Bloomberg Intelligence. „Dies betrifft unter anderem die enttäuschenden Ergebnisse für CagriSema sowie Lieferkettenprobleme und Herausforderungen im Markt mit Wegovy.“