Auch Touristen mit Euro-5-Norm betroffen

3

Mehrere norditalienische Regionen erlassen vom Herbst an Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge. Dies soll die Luftqualität verbessern und vermeiden, dass sie Millionenstrafen aufgrund einer Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshof bezahlen müssen. Die Maßnahmen betreffen Fahrzeuge der Euro-5-Norm, die also zwischen 2011 und 2015 gebaut wurden, und sie gelten in den vier Regionen Piemont, Lombardei, Emilia Romagna und in Venetien in Städten mit mehr als 30.000 Einwohnern.

Auch Touristen sind von den Verboten betroffen, wie die Regionalverwaltungen des Piemont in Turin und der Lombardei in Mailand auf Anfrage bestätigen. Wer mit einem älteren Dieselfahrzeug in eine der Städte fährt, muss mit einer saftigen Geldstrafe rechnen. Sie beträgt beim ersten Verstoß 168 Euro und sieht im Wiederholungsfall auch den Entzug des Führerscheins für zwei bis vier Wochen vor.

Im Piemont gelten 250.000 Fahrzeuge als betroffen

Das Fahrverbot gilt weitgehend werktags – in der Lombardei zwischen 7.30 Uhr und 19.30 Uhr, im Piemont und in der Emilia Romagna nur bis 18.30 Uhr. Die Lombardei, Emilia Romagna und Venetien verhängen das Verbot das ganze Jahr über, im Piemont gilt es dagegen nur für die Wintermonate zwischen dem 1. Oktober 2025 bis zum 15. April 2026 und danach vom 15. September eines jeden Jahres bis zum 15. April des darauffolgenden Jahres. In Venetien gilt das Verbot an allen Tagen, nicht nur Werktagen. Im Stadtgebiet von Mailand fallen künftig auch die Ausnahmen weg: Dort konnten die Mailänder seit 2022 mit einem Euro-5-Dieselfahrzeug 25 Mal im Jahr in die Stadt fahren und Nichtresidenten fünf Mal im Jahr.

Vor allem in der Po-Ebene kommt es immer wieder zu starker Luftverschmutzung durch Feinstaub und andere Emissionen. Das liegt an der hohen Konzentration von Indus­trie­betrie­ben sowie der Landwirtschaft, zudem an geographischen Merkmalen. Die Alpen und der Apennin auf der einen Seite und die Adria auf der anderen Seite bilden einen Raum, in dem der Luftaustausch begrenzt und die Schadstoffe teilweise eingeschlossen sind. 2020 war Italien vom Europäischen Gerichtshof verurteilt worden, weil in den vorangegangenen Jahren die Grenzwerte für Feinstaub (PM 10) laut der europäischen Richtlinie zur Luftqualität kontinuierlich überschritten wurden.

Wer sein älteres Dieselfahrzeug nicht aufgeben will oder kann, hat eine Alternative zur Auswahl: Die Fahrzeughalter in Italien können sich ein elektronisches Gerät namens „Move-In“ in ihr Fahrzeug einbauen. Dieses ermöglicht die Aufzeichnung von Fahrten und gibt das Recht, eine bestimmte Anzahl von Kilometern im Jahr zu fahren. Die Anzahl der gewährten Kilometer hängt von der Umweltklasse des Fahrzeugs ab.

Das Fahrverbot dürfte keine geringen Auswirkungen haben: Im Piemont etwa gelten 250.000 Fahrzeuge als betroffen, rund acht Prozent der Zulassungen. Die dortige Region hatte versucht, das Fahrverbot im Jahr 2024 zu erlassen, doch die Zentralregierung in Rom stoppte die Initiative und beschloss ein einheitliches Inkrafttreten im Jahr 2025. Der Verkehrsminister Matteo Salvini hatte das Verbot in der Vergangenheit als unrechtmäßigen Eingriff der EU verurteilt, nun aber tritt es in Kraft.