Drei Schritte macht Margot Robbie in ihren rosafarbenen mit Plüsch und Glitzer dekorierten High Heels. Dann steigt sie mit ihren perfekt gebogenen Füßen und auf Zehenspitzen stehend aus den Schuhen. Nur ein paar Filmversuche soll sie gebraucht haben, um den Füßen ihres Modepuppenvorbilds im „Barbie“-Trailer gerecht zu werden. Robbies Geheimnis: Klebestreifen auf dem Boden und eine Stange zum Festhalten.
Auf Dauer angenehm ist das Auf-Zehenspitzen-Laufen aber nicht. Und aus gesundheitlicher Sicht sind sie im Übrigen eine Katastrophe, wie Orthopäden bestätigen. Die High Heels quetschen die Zehen ein, verkürzen Sehnen und Muskeln und führen etwa zu Rückenschmerzen.
Das war der US-amerikanischen Firma Mattel aber gleich: 1959 auf den Markt gebracht, wird die Barbie-Puppe als weiße, stets schlanke Blondine bekannt. Und dazu: Ihre berühmten Zehenspitzen-Füße, mit denen sie perfekt in die High Heels passt, die die Kultpuppe tagtäglich tragen muss.
Leidet sie noch immer?
Wie lange die arme Barbie-Puppe diese orthopädisch fragwürdige Fußhaltung ertragen musste, haben sich australische Fußspezialisten jetzt angeschaut. Cylie Williams von der Monash University in Frankston und ihr Team prüften die Fußwinkel von rund dreitausend Barbie-Versionen, die zwischen 1959 und Mitte 2024 rausgebracht wurden.
Das Ergebnis kann Orthopäden freuen: Während in den ersten beiden Jahrzehnten alle Puppen durchweg auf 50 Grad gewinkelten Zehenspitzen laufen mussten, waren es in den vergangenen vier Jahren nur noch 40 Prozent der Barbies.
Aber wie kommt‘s? Laut der im Wissenschaftsjournal „Plos One“ erschienen Studie stieg die Wahrscheinlichkeit für flache Füße bei “berufstätigen” Barbies. Aus der modebewussten Blondine wurde etwa ab den Achtzigerjahren eine emanzipierte Astronautin, Ingenieurin und Feuerwehrfrau. Als Teil der arbeitenden Gesellschaft darf Barbie wohl in der Fußhaltung mit ihrem Ken gleichberechtigt werden.
Als gesellschaftlicher Spiegel geht die Trendwende aber kaum durch. Frauen wurden schon seit den Sechzigerjahren häufiger erwerbstätig: Barbie hinkte mit ihren flachen Füßen glatte zwei Jahrzehnte hinterher.
Ein Marketinggag der Barbie-Firma Mattel also? So deuten es die Studienautoren jedenfalls an. Orthopädisch ist sie übrigens noch heute schlecht beraten. Im aktuellen Online-Katalog werden immer noch fast zwei Drittel der Barbies in die Zehenspitzen-Haltung gezwungen.