Die Ratingagentur Moody’s hat die Kreditwürdigkeit der USA von „Aaa“ auf „Aa1″ herabgestuft und ihr damit die Top-Bonität entzogen. Der Ausblick werde auf „stabil“ geändert, wie die Agentur am Freitagabend mitteilte. Zur Begründung für den Schritt führte Moody’s an, dass sich die Finanzlage der USA im Vergleich zu früheren Zeiten und zu anderen hochbewerteten Staaten voraussichtlich weiter verschlechtern werde. Die erheblichen wirtschaftlichen und finanziellen Stärken der USA dürften den Rückgang der fiskalischen Kennzahlen nicht mehr vollständig ausgleichen können, hieß es weiter.
Das Weiße Haus reagierte darauf mit scharfer Kritik an der Agentur. Der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, Steven Cheung, griff in einem Beitrag in sozialen Medien den Moody’s-Ökonomen Mark Zandi persönlich an und bezeichnete ihn als politischen Gegner von US-Präsident Donald Trump. „Niemand nimmt seine ‘Analysen’ ernst. Er hat sich immer wieder als falsch erwiesen“, sagte Cheung.
Moody’s war die letzte der drei großen US-Ratingagenturen, die den USA noch eine Spitzenbewertung – das sogenannte „Triple-A-Rating“ – zugesprochen hatte. Standard & Poor’s hatte das Land 2011 herabgestuft, Fitch 2023. Moody’s senkte den Ausblick für die USA im November 2023 auf „negativ“ von zuvor „stabil“. Damit signalisiert sie, dass dem Land eine Herabstufung in vergleichsweise näherer Zukunft drohte. Niedrigere Ratings können es für Staaten teurer machen, sich Geld zu leihen.
„Außergewöhnliche Stärken“ der USA
„Aufeinanderfolgende US-Regierungen und der Kongress haben es nicht geschafft, eine Einigung über Maßnahmen zur Umkehr des Trends großer jährlicher Haushaltsdefizite und wachsender Zinskosten zu erzielen“, hieß es in der Erklärung, die nach Börsenschluss veröffentlicht wurde. Die Schuldenquote des Bundes dürfte bis 2035 auf etwa 134 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ansteigen, verglichen mit 98 Prozent im Jahr 2024. Die Ratingagentur geht demnach auch nicht davon aus, dass die derzeit diskutierten Haushaltsvorschläge zu wesentlichen mehrjährigen Kürzungen bei den Pflichtausgaben führen werden.
Der US-Staatshaushalt hat ein jährliches Defizit von nahezu zwei Billionen Dollar, das entspricht mehr als sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Präsident Donald Trump sprach zwar mehrfach davon, dass das Defizit gesenkt werden müsse und setzte nicht zuletzt Tech-Milliardär Elon Musk als Kostensenker im Regierungsapparat ein. Die Einsparungen unter Musks Regie verfehlten jedoch bei weitem das versprochene Niveau. Und die aktuell im Kongress diskutierten Steuer- und Ausgabepläne drohen, das Defizit sogar weiter zu erhöhen.
Zu den umstrittenen Zöllen von US-Präsident Donald Trump schrieb Moody’s derweil, das BIP-Wachstum dürfte sich für kurze Zeit verlangsamen, während sich die Wirtschaft daran anpasse. Allerdings „erwarten wir nicht, dass das langfristige Wachstum der USA wesentlich beeinträchtigt wird“, hieß es.
Die Agentur verwies zudem auf die „außergewöhnlichen Stärken“ der USA im Zusammenhang mit einer Bewertung wie „die Größe, Widerstandsfähigkeit und Dynamik ihrer Wirtschaft und die Rolle des US-Dollars als globale Reservewährung“. Zwar seien die vergangenen Monate von einer „gewissen politischen Unsicherheit“ geprägt gewesen. Man gehe jedoch davon aus, „dass die USA ihre lange Geschichte einer sehr effektiven Geldpolitik unter der Führung einer unabhängigen Federal Reserve fortsetzen werden“.