EU-USA-Treffen in Rom: Hoffen auf bessere Beziehungen

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Bei einem spontanen Spitzentreffen in Rom haben der amerikanische Vizepräsident J.D. Vance und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen ihren gemeinsamen Wunsch nach einer Besserung der Beziehungen unterstrichen. „Hoffentlich wird das der Beginn von langfristigen Handelsgesprächen und langfristigen Handelsvorteilen zwischen Europa und den Vereinigten Staaten“, sagte Vance zum Auftakt des Gesprächs, das Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni anlässlich der Amtseinführung von Papst Leo XIV. organisiert hatte.

Zwischen den USA und Europa hatte es in den vergangenen Wochen teils heftige Verstimmungen gegeben. Hintergrund war vor allem die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, unter anderem die EU mit Zöllen zu belegen. Nach heftigen Protesten und Turbulenzen auf den Aktien- und Finanzmärkten hatte Trump diese im April für 90 Tage ausgesetzt. Die EU zeigt sich bereit, entschiedene Maßnahmen gegen US-Zölle zu ergreifen, sollten die Verhandlungen scheitern. Dazu sollen unter anderem Gegenzölle gehören.

Vance erwartet „großartige Diskussion“

Von der Leyen sagte, dass Dokumente ausgetauscht worden seien. „Nun ist wichtig, dass unsere Experten tief eintauchen und die Details durchgehen. Jeder weiß, der Teufel steckt im Detail. Aber was uns eint ist, dass wir am Ende einen guten Deal haben wollen für beide Seiten“, sagte sie. Die Kommissionschefin unterstrich, dass die EU und die USA die größte Handelspartnerschaft der Welt mit einem Umfang von jährlich rund 1500 Milliarden Dollar haben.

Europa und die einzelnen Länder seien wichtige Verbündete der Vereinigten Staaten, sagte Vance. „Natürlich haben wir Meinungsverschiedenheiten – so wie es bei Freunden manchmal ist – bei Themen wie dem Handel.“ Aber es gebe auch Einigkeit in anderen Feldern, an denen weiter gearbeitet werden müsse. „Ich freue mich auf das Gespräch“, sagte er. „Ich glaube, das wird eine großartige Diskussion.“

Von der Leyen über Ukraine: Nächste Woche „entscheidend“

Von der Leyen ergänzte, dass neben den Handels- und Zollfragen auch andere Themen wie die Ukraine zur Sprache kommen sollen. Dabei lobte sie den Einsatz der USA und prognostizierte: „Ich denke, die nächste Woche wird entscheidend.“ Für Montag ist ein Telefonat von US-Präsident Donald Trump mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geplant, der seit mehr als drei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt.

Vance traf in Rom auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammen. Bei ihrem Treffen habe er die Amerikaner über die „unrealistischen Bedingungen“ informiert, die von der russischen Delegation bei den Friedensgesprächen am Freitag in Istanbul gestellt worden seien, berichtete der ukrainische Staatschef auf der Plattform X.

Selenskyj mit Vance und Rubio in Rom
Selenskyj mit Vance und Rubio in RomAFP

„Ich habe bekräftigt, dass die Ukraine an echter Diplomatie festhalten will und habe die Bedeutung einer vollständigen und bedingungslosen Waffenruhe unterstrichen“, schrieb Selenskyj. Bei dem Treffen mit Vance und US-Außenminister Marco Rubio sei auch die Notwendigkeit neuer Sanktionen gegen Russland, die Lage in den Kampfgebieten sowie der bevorstehende Austausch von jeweils 1.000 Kriegsgefangenen erörtert worden. Dieser Austausch war das einzig greifbare Ergebnis der Friedensgespräche am vergangenen Freitag.

„Gegen Russland wird Druck benötigt, bis sie bereit sind, den Krieg zu beenden“, betonte Selenskyj. „Und natürlich haben wir über gemeinsame Schritte zu einem gerechten und dauerhaften Frieden gesprochen.“

Bundeskanzler Friedrich Merz kündigte an, vor dem Gespräch zwischen Trump und Putin nochmals mit dem amerikanischen Präsidenten reden zu wollen. „Wir haben jetzt verabredet, dass wir auch nochmal mit den vier Staats- und Regierungschefs und dem amerikanischen Präsidenten zur Vorbereitung dieses Gesprächs sprechen”, sagt er in Rom. „Wir können nur hoffen, dass es jetzt weitere Fortschritte gibt.” Er habe auch mit Rubio über das für morgen angekündigte amerikanisch-russische Telefonat gesprochen.

Vance adelt Meloni als „Brückenbauerin“

Meloni äußerte sich indes hoffnungsvoll, dass mit dem Dialog in Rom diplomatisch „ein Neustart“ zwischen Washington und der EU vollzogen werden kann. „Die Beziehung von Europa und den USA sind fundamental für den Westen, der Einigkeit und Stärke behalten will und weiterhin in der Lage sein muss, einen Weg vorzugeben“, sagte sie.

Vance lobte Meloni explizit und sagte, er und Präsident Trump würden in ihr eine „Brückenbauerin“ sehen zwischen den USA und Europa. Die Regierungschefin in Rom war zuletzt diplomatisch etwas außen vor gelassen worden, unter anderem bei den Gesprächen um eine mögliche Waffenruhe in der Ukraine.

Nach seiner Teilnahme an der Einführungsmesse für Papst Leo XIV. besuchte Vance zusammen mit seiner Ehefrau Usha das Grab von Papst Franziskus in der Kirche Santa Maria Maggiore. Vance war am Ostersonntag der letzte ausländische Gast gewesen, den der Papst noch in Audienz empfing.

In einem Post auf Facebook teilte Vance mit: „Heute haben Usha und ich das Grab des verstorbenen Papstes Franziskus besucht. Er wurde von vielen Katholiken auf der Welt geliebt, und ich hoffe, Sie beten mit mir für seine Seelenruhe.” Dazu waren Bilder zu sehen, die Vance in der Basilika Santa Maria Maggiore zeigen, wo Franziskus beerdigt wurde. Auch zahlreiche andere Delegationen, die bei der Amtseinführung von Leo XIV. dabei waren, nutzten die Gelegenheit zu einem Besuch am Grab des Papstes.