In Washington war man bemüht, die Erwartungen gering zu halten. Der Präsident sei frustriert über beide Konfliktparteien, sagte seine Sprecherin. Die Verhandlungen befänden sich in einer Sackgasse, sagte Vizepräsident J.D. Vance kurz vor dem Telefonat. Und so klang es überraschend positiv, was Donald Trump nach dem zwei Stunden langen Gespräch mit Wladimir Putin vermeldete: Es sei „sehr gut“ gelaufen, der Ton und die Stimmung seien „hervorragend“ gewesen. Nur der erhoffte Durchbruch im Bemühen um eine Waffenruhe zwischen der Ukraine und Russland blieb auch diesmal aus.
Trump behauptete in einem Beitrag auf „Truth Social“ zwar, die beiden Länder würden „unmittelbar“ Verhandlungen über einen Waffenstillstand und ein Ende des Krieges beginnen. Doch Putin sagte in Sotschi, dies sei nur möglich „für den Fall, dass bestimmte Vereinbarungen erzielt werden“. Das dürfte bedeuten, dass der russische Präsident die sofortige, bedingungslose Waffenruhe von zunächst 30 Tagen weiterhin ablehnt, die Trump, Kiew und die westlichen NATO-Partner Washingtons wollen.
Keine Kritik, keine Sanktionen
Trump hatte versprochen, den Krieg als Präsident „am ersten Tag“ zu beenden. Bis heute hält er an dem Anspruch fest, nur er könne eine Lösung herbeiführen. Doch inzwischen ist er seit vier Monaten im Amt – und auch nach dem dritten Telefonat mit Putin gibt es keine nennenswerten Fortschritte. In den vergangenen Wochen hatte Trump deshalb schärfere Töne gegenüber Moskau angeschlagen.
Am Montag hingegen versicherte er, es sei ein gutes Gespräch gewesen – wäre es anders gewesen, so Trump, hätte er das offen gesagt. Von neuen Sanktionen oder anderen Druckmitteln war keine Rede, obwohl Putin eine sofortige Waffenruhe weiterhin ablehnt und russische Unterhändler in Istanbul laut Medienberichten mit Maximalforderungen auftreten. Sie drohen damit, weitere Gebiete zu erobern und „ewig“ weiterzukämpfen.
Russlands Präsident hat trotz seiner Unnachgiebigkeit und vor allem den pausenlos fortgesetzten Angriffen gegen die Ukraine bisher keine Nachteile durch die Gespräche mit Washington und Kiew hinnehmen müssen. Im Gegenteil: Statt Kritik äußerte Trump sich am Montag zu einer möglichen künftigen Zusammenarbeit.
Russland wolle nach dem Ende des Krieges „groß angelegten Handel“ mit den Vereinigten Staaten betreiben und „dem stimme ich zu“, schrieb er auf seiner Plattform. Russlands Potential sei „grenzenlos“. Putin wiederum dankte Trump dafür, dass er die neuerlichen direkten Verhandlungen mit der Ukraine unterstütze.
Trump, der „Dealmaker“
Noch scheint der amerikanische Präsident, der sich als „Dealmaker“ und Geschäftsmann versteht, Geduld mit Putin zu haben. Doch Trump deutete am Montag abermals an, die Ukraine und Russland könnten künftig auf sich allein gestellt sein. Er schrieb, die Bedingungen für eine Waffenruhe und ein Ende des Krieges könnten allein zwischen den beiden Ländern ausgehandelt werden, „weil sie Details der Verhandlungen kennen wie kein anderer“.
Außenminister Marco Rubio hatte jüngst mehrfach gesagt, die Vereinigten Staaten wollten nicht ewig den Vermittler spielen. Und auch Vizepräsident Vance hob kurz vor dem Telefonat noch einmal hervor, man sei jederzeit bereit, sich zurückzuziehen, sollten die Verhandlungen nicht vorankommen.
Um Moskau in diesem Fall nicht das Feld zu überlassen, müsste Washington eisern hinter den Hilfen für Kiew stehen. Doch neue Ukrainehilfen gelten angesichts der republikanischen Mehrheiten im Kongress als unwahrscheinlich und das Pentagon gibt – anders als noch unter Präsident Joe Biden – seit mehr als vier Monaten keine Informationen mehr darüber heraus, welche Unterstützung jüngst an Kiew geliefert wurde. Für Putin wiederum wären ausbleibende Hilfen ein Geschenk: Verhandlungen und Angriffe gehören für ihn zusammen, beide dienen seinen Kriegszielen.
Nach anfänglicher Skepsis gegenüber Trumps enger Beziehung zu Putin bemühte sich der amerikanische Präsident am Montag offenbar, die Erwartungen seiner Verbündeten zu erfüllen. Nach amerikanischen Medienberichten rief er am Morgen zuerst Selenskyj an, um mit ihm über die Forderungen an Putin zu sprechen: die Zustimmung zu einem 30 Tage langen Waffenstillstand und einem künftigen Treffen im Beisein Trumps. Außerdem soll Selenskyj darum gebeten haben, bei Putin hervorzuheben, dass man keine Entscheidungen ohne die Ukraine treffe. Danach erst soll Trump Putin angerufen haben.
Später hob Trump hervor, er habe anschließend „sofort“ mit Selenskyj und anderen europäischen Partnern gesprochen, unter anderen der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Bundeskanzler Friedrich Merz. Einen möglichen Ort für Friedensverhandlungen gebe es auch schon: den Vatikan. Dort habe man signalisiert, man sei „sehr interessiert“ daran, Gastgeber solcher Gespräche zu sein, schrieb Trump. „Lasst den Prozess beginnen!“