Zunächst einmal ist es keine schlechte Nachricht, dass heute viel mehr Frauen berufstätig sind als vor zwanzig Jahren. Und die Tatsache, dass diese Entwicklung mit einem überproportionalen Anstieg von Teilzeitarbeit einherging, ist es zumindest nicht ohne näheren Beleg. Denn zweifellos hat eine größere Vielfalt an Teilzeitmöglichkeiten in der Arbeitswelt dazu beigetragen, dass sich Mütter heute seltener als früher genötigt sehen, ihren Beruf aus Rücksicht auf die Familie ganz aufzugeben. Das ist vorteilhaft, nicht nur arbeitsmarktpolitisch.
Auch daran sollte man erinnern, bevor die gewohnten Interessenvertreter mit dem Begriff „Teilzeitfalle“ wieder die alleinige Debattenregie übernehmen. Zu ihren bekannten Stichworten zählen Kinderbetreuung, Ganztagsschule und Ehegattensplitting. Und soweit es sich um Sozialdemokraten, Gewerkschaften und Sozialverbände handelt, gehört stets auch eine Portion Kritik an Unternehmen dazu. Wie alles Unerwünschte in der Marktwirtschaft legen diese Akteure natürlich auch die „Teilzeitfalle“ vorzugsweise den Arbeitgebern zur Last. Zwar leuchtet nicht rational ein, warum es dazu kommen sollte, dass Unternehmen mit Personalbedarf ihre Arbeitnehmerinnen gegen deren Willen auf Teilzeitstellen festhalten. Politisch ist diese Kritik aber damit zu erklären, dass deren Urheber Vollzeitarbeit auch dort gesetzlich erzwingen wollen, wo aus betrieblicher Sicht kein Personalbedarf besteht. Es ist genau diese Art anmaßender Sozialpolitik, die Deutschland in die bürokratische Überlastung geführt hat.
Von rationaler Sozialpolitik darf man erwarten, dass sie auch die Fehler der eigenen Systeme nicht ignoriert. Die Realität des Sozialstaats ist aber diese: Wenn Teilzeitbeschäftigte Bürgergeld, Wohngeld oder Kinderzuschlag erhalten, dann lohnt es sich für sie allzu selten, ihre Arbeitszeit zu erhöhen. Denn für den höheren Verdienst würden sie durch häufig prohibitiv hohe Abzüge von der Sozialleistung bestraft. Man kann nur hoffen, dass die Regierung im Eifer der aktuellen Teilzeitdebatten nicht den Koalitionsvertrag vergisst. Dort haben Union und SPD vereinbart, diese Sozialstaatsfalle endlich zu beseitigen.