Liebhaber von Motorrädern werden auch künftig die Kultmarke KTM finden. Im Insolvenzverfahren hat das österreichische Unternehmen und dessen Muttergesellschaft Pierer Mobility Finanzierungszusagen zur Erfüllung der 30-Prozent-Barquote erhalten. Das teilten die Unternehmen in der Nacht auf Dienstag mit. Auch der Sanierungsverwalter Peter Vogl bestätigte, dass ihm eine Finanzierungszusage zur Bezahlung der Quote vorliege, die mit Dienstag datiert sei. Insgesamt geht es um rund 600 Millionen Euro, die bis zum 23. Mai bei Vogl eingehen müssen, um einen Konkurs noch abzuwenden. Der Kurs von Pierer Mobility reagierte am Dienstag mit Zuwächsen von rund zehn Prozent.
Der Vorstandsvorsitzende Gottfried Neumeister zeigte sich erleichtert: „Die gesicherte Finanzierung ist ein starkes Signal für das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und unsere Marken.“ Vor allem sei es ein bedeutender Meilenstein für die Stabilisierung und den strategischen Neustart, wurde Neumeister weiter in einer Mitteilung zitiert – „vor allem für unsere Mitarbeiter, Kunden, Händler, Partner, Lieferanten“.
„Jetzt heißt es: Motorräder bauen und mit Gewinn verkaufen – nachhaltig“
Es gilt allerdings als sicher, dass das Geld vom indischen Miteigentümer Bajaj kommt. Das Familienimperium hat seit dem Insolvenzantrag im November 2024 schon mehrfach Geld zugeschossen, um das Unternehmen am Leben zu halten und einen Konkurs abzuwenden. Insgesamt dürften es 200 Millionen Euro gewesen sein. Allerdings benötigt das Flaggschiff der europäischen Motorradindustrie noch mehr als eine weitere halbe Milliarde Euro, um die Quote für die Gläubiger bedienen zu können. Dafür ging man auf die Suche nach einem Investor. In Summe würden die Inder dann mehr als eine Dreiviertelmilliarde Euro zur Rettung von Pierer Mobility beitragen.
Bajaj hat sich Agenturmeldungen zufolge ein Darlehen gesichert. Damit wäre die rechtzeitige Zahlung der Quote wohl gesichert. Florian Beckermann vom Interessenverband für Anleger (IVA) zeigte sich erleichtert: „Nach viel Theater setzt sich die indische Besonnenheit und Finanzkraft durch. Eine Erleichterung für Aktionäre, Mitarbeiter und die Region. Dass in Insolvenzen nicht immer alles geradeaus läuft ist klar, aber die Spekulationen nach der Hauptversammlung oder der Betriebsstillstand waren wenig hilfreich. Jetzt heißt es: Motorräder bauen und mit Gewinn verkaufen – nachhaltig“.
Forderungen in der Höhe von rund 2,2 Milliarden Euro
Unklar ist, welche Auswirkungen die Geldspritze auf die Eigentümerstruktur haben wird. Es ist davon auszugehen, dass Bajaj etwas für seine Vorleistung haben will. Derzeit gehört KTM zur Gänze der Pierer Mobility AG, die wiederum zu 74,18 Prozent im Eigentum der Pierer Bajaj AG ist. An der Pierer Bajaj sind Stefan Pierers Pierer Industrie AG mehrheitlich und die Bajaj Auto International Holdings B.V. mit Sitz in den Niederlanden zu 49,9 Prozent beteiligt. Es wäre naheliegend, dass die Inder zulasten der Gruppe des österreichischen Industriellen aufstocken und das Ruder übernehmen wollen. Ebenso unklar ist, wie es mit dem Zweiradhersteller und seinen mehr als 3000 Beschäftigten weitergeht.
Ende November hatte KTM ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt. 1200 Gläubiger meldeten Forderungen in der Höhe von rund 2,2 Milliarden Euro an. Am 25. Februar nahmen die Gläubiger im Landesgericht Ried im Innkreis mehrheitlich den Sanierungsplan an, der eine Barquote von 30 Prozent vorsieht. Derzeit steht die Produktion in Oberösterreich still, weil es infolge der Insolvenz zu Lieferengpässen kam und zu wenig Bauteile vorhanden sind.