Grünen-Politiker Eugen Schlachter wechselt zur FDP

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Der frühere grüne Landtagsabgeordnete in Baden-Württemberg und Mitgründer des grünennahen Wirtschaftsverbandes „Unternehmensgrün“, Eugen Schlachter, hat seine Partei verlassen. Der heute 68 Jahre alte Politiker will sich künftig bei der FDP engagieren. Der Bankbetriebswirt und frühere Vorstand einer oberschwäbischen Raiffeisenbank, sagte der F.A.Z.: „Ich habe mich von den Grünen entfernt und die Partei von mir. Ich will aber nicht schimpfen, sondern politisch aktiv sein.“

Die FDP hat für Freitag eine Pressekonferenz zu einem „prominenten Parteiwechsel“ angekündigt. Schlachter begründete seinen Schritt mit dem Verhalten des grünen Landesverbandes, der grünen Fraktion und auch des grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann ihm gegenüber. Seine Vorschläge und Bitten seien vielfach überhört worden, durch das Losverfahren für Redner auf grünen Parteitagen habe er auch keine Möglichkeit mehr gehabt, seine Position vorzutragen.

Schlachter nannte im Gespräch mit der F.A.Z. auch ein konkretes Beispiel: Nachdem es in Biberach am Politischen Aschermittwoch 2024 zu gewaltsamen Protesten von Bauern an der Biberacher Stadthalle gekommen sei, habe er den innenpolitischen Sprecher der grünen Landtagsfraktion, Oliver Hildenbrand, um Auskunft und einen Bericht über diese Vorgänge gebeten. „Ich habe von ihm einfach keine Antwort bekommen, obwohl ein Abgeordneter ja mehrere Mitarbeiter hat, erst vom Innenminister Thomas Strobl bekam ich dann ein mehrseitiges Schreiben“, sagte Schlachter.

„Ich bin zwar Rentner, ich muss aber politisch etwas tun.“

Schlachter trat Ende der 1980er den Grünen bei, auf seine Initiative hin veranstalten die Bundesgrünen bis heute eine eigene Aschermittwochskundgebung in der Biberacher Stadthalle. Eigentlich, sagte Schlachter, passten eine „vernünftige Energie- und Mittelstandspolitik“ zu den Grünen, die Mehrheit der grünen Partei tendiere aber immer stärker zu „einem anderen Mindset“ und dazu, „keine Verantwortung zu übernehmen.“ Auf Parteitagen werde nicht mehr über Politik diskutiert.

Ihn ärgere zum Beispiel, dass der Wasserkraftanteil bei der Erzeugung erneuerbarer Energien in Österreich bei 65 Prozent liege – in Deutschland nur bei vier Prozent. Die entscheidenden Anträge, um hieran etwas zu ändern, seien von der FDP und nicht von den Grünen verfasst worden. Schlachter kritisiert seit Jahren – auch öffentlich – die Überbürokratisierung der Verwaltung sowie das aus seiner Sicht zu zögerliche Regierungshandeln des grünen Ministerpräsidenten. Deshalb komme zum Beispiel auch Bau von Solaranlagen auf landeseigenen Gebäuden nicht voran, er könne das als Mitgründer einer Energiegenossenschaft gut beurteilen.

„Ich bin vor etwa drei Wochen bei den Grünen ausgetreten, dann habe ich aber bei der Wahl des Bundeskanzlers gesehen, dass diese von 18 Leuten blockiert wurde. Da habe ich gesagt, ich bin zwar Rentner, ich muss aber politisch etwas tun.“ Außerdem will er das Volksbegehren der FDP gegen eine Vergrößerung des Landtags unterstützen. Schlachter war von 2008 bis 2011 Mitglied des Landtags, er habe mit den Kollegen der FDP im Landtag immer einen respektvollen Umgang gepflegt, auch wenn er wisse, dass der FDP-Landesvorsitzende „nicht der Liebste von allen sei“.