Weniger giftiges Quecksilber in der Atmosphäre

5

In den vergangenen 20 Jahren ist die Konzentration an Quecksilber in der Atmosphäre um 70 Prozent zurückgegangen. Zwischen 2000 und 2010 schwankten die Konzentrationen noch stark, und seitdem gehen die Konzentrationen – bis auf einen kurzen Anstieg zwischen 2015 und 2017 – kontinuierlich zurück. Dieser Rückgang liegt vor allem daran, dass aus der Industrie und durch andere menschliche Aktivitäten insgesamt weniger Quecksilber in die Umwelt gelangt. Die wichtigsten Quellen für das giftige Schwermetall in der Atmosphäre sind die Verbrennung von Kohle, der kleinteilige Goldbergbau, die Metallverarbeitung sowie die Zementproduktion.

Die Quecksilbergehalte haben chinesische Wissenschaftler am Fuße des Mount Everest in Höhen zwischen 4300 und 5300 Metern über dem Meeresspiegel gemessen und berichten darüber im Fachmagazin „Environmental Science and Technology Air“. Sie haben sowohl die Quecksilberspuren in der Luft über mehrere Monate bestimmt als auch den Verlauf der Quecksilberkonzentrationen von 1982 bis zum Jahr 2020 anhand der Gehalte in den Wachstumsschichten und Blättern des stängellosen Primelgewächses Androsace tapete analysiert.

Wie hoch der Anteil atmosphärischen Quecksilbers in den Pflanzen ist, bestimmten die Forscher anhand des Fingerabdrucks der Quecksilberisotope, also am Verhältnis der Quecksilberatome, die unterschiedliche Atommassen aufweisen. Daraus konnten sie zudem Quecksilber aus anthropogenen Quellen von dem aus natürlichen Quellen unterscheiden.

Die Studienautoren führen den Rückgang des anthropogenen Quecksilbers in der Luft auf die verstärkten globalen Bemühungen der vergangenen zwei Jahrzehnte zurück, den Eintrag des Schadstoffs in die Umwelt zu senken. Von Mitte der Siebzigerjahre an begannen die Industrieländer, Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Im Jahr 2013 wurde das Minamata-Abkommen beschossen, das die Quecksilbernutzung weltweit stark einschränkt, im Jahr 2017 trat es in Kraft.

Inzwischen stammen fast zwei Drittel des Quecksilbers in der Luft aus Böden, sind also Reemissionen von Quecksilber, das sich in den Jahrzehnten mit höherer Belastung im Erdreich niedergeschlagen hat. Mit den höheren Temperaturen durch den Klimawandel dürften diese Mengen wieder verstärkt in die Atmosphäre gelangen, vermuten die Autoren. Daher plädieren sie dafür, dass Forschung und Politik den Einfluss von Klima und Landnutzung auf den Quecksilbergehalt in der Atmosphäre in den Blick nehmen.