“Alarmstufe Rot”: Zerstörung tropischer Urwälder auf höchstem Stand seit 2002

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Stand: 21.05.2025 12:01 Uhr

Die Zerstörung tropischer Wälder schreitet in hohem Tempo voran: Eine Fläche fast so groß wie Bayern ging laut einer Studie 2024 verloren. Das ist demnach der höchste Wert seit 20 Jahren.

Vergangenes Jahr hat die Zerstörung von tropischem Regenwald den höchsten Stand seit 20 Jahren erreicht. Wie eine Studie des World Resources Institute (WRI) und der Universität Maryland zeigt, wurden 6,7 Millionen Hektar tropischer Urwald zerstört. Das entspricht fast der Fläche von Bayern.

“Das Ausmaß an Zerstörung ist vollkommen beispiellos in 20 Jahren Datenerhebung”, sagte WRI-Co-Direktorin Elizabeth Goldman. “Das ist weltweit Alarmstufe Rot.” Es sei “ein Aufruf zum Handeln für jedes Land, jedes Unternehmen und jeden Menschen, dem ein lebenswerter Planet am Herzen liegt”, sagte sie. “Unsere Volkswirtschaften, unsere Gemeinden, unsere Gesundheit – nichts davon kann ohne Wälder überleben.”

Feuer sind Hauptursache für Zerstörung

In den meisten Fällen waren Feuer die Ursache für den Verlust des Waldes, so die Studie. Zum ersten Mal identifizierte die Studie Feuer als Hauptursache – in 50 Prozent der Grund für die Zerstörung. Tropische Urwälder sind normalerweise eher feuchte Ökosysteme, die nicht brennen. Doch durch die Erderwärmung treten Dürren und Waldbrände auch dort auf. In den meisten Fällen seien die Brände dort aber von Menschen verursacht.

In Brasilien wurden vergangenes Jahr mit rund 2,8 Millionen Hektar am meisten Wald zerstört. Zwei Drittel brannten ab. Der gewonnene Platz werde für Sojaplantagen und Vieh genutzt, hieß es.

Noch ein Jahr zuvor hatte Brasilien Fortschritte beim Schutz von Wäldern gemacht. “Aber dieser Fortschritt ist bedroht durch die Ausdehnung der Landwirtschaft”, sagte Sarah Carter, Wissenschaftlerin am WRI. Die Zerstörung in Brasilien habe ihren höchsten Stand seit 2016 erreicht.

Das brasilianische Amazonasgebiet gilt als wichtiger CO2-Speicher, erstreckt sich über neun Bundesstaaten und entspricht flächenmäßig der Größe Westeuropas. Es hat eine wichtige Funktion im internationalen Kampf gegen den Klimawandel.

Lateinamerika besonders betroffen

In Bolivien nahm die Zerstörung vergangenes Jahr um 200 Prozent zu, wie es weiter hieß. Gründe waren eine Dürre, Waldbrände und eine von der Regierung angestoßene landwirtschaftliche Expansion. Ähnliche Entwicklungen registrierten die Autoren der Studie für Mexiko, Peru, Nicaragua und Guatemala.

Für die Studie wurden Daten der Plattform Global Forest Watch ausgewertet, die Informationen zur Zerstörung tropischer Wälder sammelt. Demnach wurde umgerechnet pro Minute eine Fläche von 18 Fußballfeldern Wald zerstört. Verglichen mit 2023 sei das ein Anstieg um 80 Prozent.

Mancherorts gibt es verhalten gute Nachrichten. In Indonesien und Malaysia verbesserte sich die Situation, so die Studie. Vor allem in Asien hätten politische Vorgaben dafür gesorgt, dass weniger Wald für Palmöl-Plantagen gefällt wurde. Dagegen habe die Abholzung für den Anbau von Avocados, Kaffee und Kakao zugenommen. “Wir sollten nicht annehmen, dass die Treiber immer die gleichen sind”, sagte Rod Taylor, Direktor des WRI. “Ein neuer Treiber, den wir sehen, sind zum Beispiel Mienen und die Suche nach seltenen Erden.”

Für das Weltklima ist die Zerstörung von Wäldern doppelt schlimm. Je weniger Wälder es gibt, desto weniger Kohlenstoffdioxid können diese aufnehmen. Die Feuer aber setzen zusätzliche Emissionen frei: 4,1 Gigatonnen Treibhausgase waren das im vergangenen Jahr, so das WRI. Das sei vier Mal so viel wie die Emissionen des gesamten Luftverkehrs 2023.