
Das israelische Militär hat eingeräumt, eine Delegation von Diplomaten im Westjordanland beschossen zu haben. Zur Begründung hieß es am Mittwoch, die Kolonne sei von der genehmigten Route abgewichen. Unter den Diplomaten befanden sich auch Vertreter der EU, Deutschlands, Italiens und Spaniens. „Die Delegation wich von der genehmigten Route ab und betrat ein Gebiet, in dem sie nicht autorisiert waren zu sein”, erklärte das Militär. Soldaten hätten „Warnschüsse” in der Nähe der Delegation abgegeben, „um sie auf Abstand zu halten”. Verletzte oder Schäden wurden nicht gemeldet. Der Vorfall ereignete sich während eines von der Palästinensischen Autonomiebehörde organisierten Besuchs internationaler Diplomaten in dem Gebiet.
„Wir fordern Israel eindringlich auf, diesen Vorfall zu untersuchen und
diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die dafür verantwortlich sind und das Leben von Diplomaten bedrohen”, sagte die
EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. „Jegliche Bedrohung des Lebens von Diplomaten ist inakzeptabel“, sagte sie. Das spanische Außenministerium erklärte: „Wir stehen in Kontakt mit anderen betroffenen Ländern, um gemeinsam auf das Geschehene zu reagieren, das wir aufs Schärfste verurteilen.”
Der italienische Außenminister Antonio Tajani kündigte an, den israelischen Botschafter in Rom einzubestellen.
Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot bezeichnete das Geschehen als „nicht hinnehmbar“ und kündigte die Einbestellung des israelischen Botschafters in Frankreich an. Ähnliche Reaktionen kamen aus Ländern wie Spanien und Belgien.
Nach bislang vorliegenden Angaben waren rund 20 Diplomaten in der Stadt Dschenin. Nach Angaben des belgischen Außenministers Maxime Prévot befand sie sich auf einem offiziellen Besuch in der Stadt, der mit der israelischen Armee koordiniert war. Die Delegation war demnach in einem Konvoi von etwa zwanzig deutlich erkennbaren Fahrzeugen unterwegs.
Das Außenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde erklärte, dass „die Delegation eine offizielle Mission unternahm, um die humanitäre Lage zu begutachten und zu bewerten sowie die anhaltenden Verstöße Israels zu dokumentieren”. Seit Beginn eines Militäreinsatzes im Januar in der Stadt Dschenin zur Bekämpfung von Militanten hat das israelische Militär Dutzende von Palästinensern getötet und zahlreiche Häuser im Westjordanland zerstört.