Der kommende Sommer wird in Europa wahrscheinlich wieder besonders heiß und trocken werden. Das zeigen unterschiedliche globale Klimamodelle. Auch ein Phänomen im Nordatlantik bestätigt diese Prognose.
Der Sommer 2025 könnte ein Rekord-Hitzesommer werden. Einer, in dem überdurchschnittlich viele Menschen an den Folgen der Hitze sterben werden – auch in Europa. So wie im Jahr 2003: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte damals etwa 70.000 Todesopfer wegen der Hitze in Europa gemeldet. In Deutschland waren es laut Forschenden des Robert Koch-Instituts und des Deutschen Wetterdienstes um die 7.600 Menschen, die an Folgen der Hitze starben.
Tatsächlich sagen unterschiedliche Klimamodelle für 2025 wieder mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Hitzesommer voraus, zum Beispiel die Modelle des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen. Seit Mai zeigen sie auch immer mehr Indizien dafür, dass es ein besonders trockener Sommer werden wird.
Atlantikwärme kündigt Hitzesommer an
Die Vorhersagen decken sich auch mit den neuesten Erkenntnissen aus dem Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Die Forschenden dort haben entdeckt, dass sich die vergangenen Extremsommer in Europa oft schon drei Jahre im Voraus angekündigt hatten, und zwar durch anhaltend hohe Temperaturen im Atlantischen Ozean: “Wenn wir in unseren Modellen sehen: ‘Der Nordatlantik wird über drei Jahre hinweg immer wärmer’, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es in diesem dritten Jahr einen extrem warmen Sommer gibt“, sagt Lara Wallberg.
Viele der vergangenen Hitzesommer wurden offenbar durch die anhaltende Wärme des Atlantik mitbedingt. Denn das Meer steht im ständigen Austausch mit der Atmosphäre.
Bessere Vorhersagen durch mehr Wissen
Vor diesem Hintergrund haben Wallberg und ihr Team jetzt eine Methode entwickelt, wie sie die Hitzesommer-Prognosen für Europa noch verbessern können. Elf der vergangenen Hitzesommer seit den 1960er-Jahren hätte Wallberg vorhersagen können, wenn sie diese neuen Erkenntnisse in den Klimamodellen mitberücksichtigt hätte. Auch den Hitzesommer 2003.
Unsicherheiten hätte es aber auch dann noch gegeben, erklärt sie: “Es wäre natürlich toll, wenn man eine hundertprozentige Trefferquote hätte. Aber letztlich gibt es viele Dinge, die extrem warme Sommer bedingen können. Das sieht man auch daran, dass jetzt gerade viele Wissenschaftler prognostizieren, dass der Sommer sehr warm wird. Aber eben auf Grund verschiedener physikalischer Prozesse.”
Bessere Vorbereitung dank früher Prognosen
Da das Atlantikphänomen immer schon drei Jahre vor einem Hitzesommer auftritt, könne sie die Hitzesommer jetzt auch deutlich früher als bisher voraussagen, sagt Wallberg. Daran hätten vor allem Landwirte Interesse, “weil für die ist es natürlich wichtig ist zu wissen: ‘Müssen wir uns auf Ernteausfälle einstellen?'”. Landwirte könnten sich aufgrund früher Prognosen auch überlegen, was sie in dem betreffenden Jahr anbauen und besonders wasserintensiven Ackerbau wie die Produktion von Mais einschränken.
Sich auf Hitzeextreme gut vorbereiten wird aber nicht nur in der europäischen Landwirtschaft immer häufiger nötig sein. Auch in den Städten muss sich etwas ändern, um Hitzetote zu vermeiden. Die extremen Hitzesommer haben sich in Europa seit vorindustrieller Zeit schon verdoppelt. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts sollen sie Normalität geworden sein. Europa ist der Kontinent, der sich momentan am schnellsten erwärmt.
Klimamodelle werden ständig verbessert
Neben den Forschenden vom Max-Planck-Institut beschäftigen sich weltweit Tausende Klimaforscher damit, ihre Klimamodelle ständig zu verbessern. Dabei sind die schon jetzt so komplex, dass nur hochleistungsstarke Rechner sie bewältigen können. Klimamodelle stellen das gesamte Erdsystem dar – sozusagen eine virtuelle Erde – und werden mit Unmengen von Daten und Gleichungen gefüttert, die die Zusammenhänge darstellen.
Die Prognosen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen zum Beispiel beruhen auf einem dieser globalen Klimamodelle. “Das ist praktisch ein volles dreidimensionales Atmosphärenmodell drin”, erklärt Harald Kunstmann, Professor für regionales Klima an der Universität Augsburg. Es berechnet sozusagen die Bewegungen und Zusammenhänge zwischen Ozeanen, Landoberfläche, Atmosphäre und Eis und prognostiziert sie sieben Monate in die Zukunft.
Dabei werden immer mehrere Möglichkeiten durchgerechnet, wie sich die Luftströme an verschiedenen Punkten der Erde durch unterschiedliche Faktoren verändern könnten. Deshalb können Klimaforscher auch immer nur Wahrscheinlichkeiten angeben, nie absolute Werte. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Sommer 2025 ein neuer Hitzesommer wird, ist allerdings laut den meisten Prognosen hoch.