Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in den USA sind nahe dem Jüdischen Museum in Washington erschossen worden. Ein 30 Jahre alter Mann aus Chicago wurde nach Polizeiangaben als Verdächtiger gefasst. Er soll nach der Festnahme einen propalästinensischen Slogan skandiert („Free, free Palestine“) haben.
Die Bundespolizei FBI untersucht den Fall als ein mögliches Hassverbrechen. Sowohl Präsident Donald Trump als auch Außenminister Marco Rubio schrieben in sozialen Medien von einem antisemitischen Hintergrund. US-Justizministerin Pam Bondi machte sich vor Ort ein Bild der Lage und sprach am späten Abend in einem Post von einem „schrecklichen Schusswaffenvorfall“.
Botschafter: Das Paar wollte sich verloben
Bei den zwei Getöteten handelte es sich nach Angaben des israelischen Botschafters Yechiel Leiter um ein junges Paar, das kurz vor der Verlobung stand. Der Mann habe in dieser Woche einen Ring gekauft und seiner Freundin in der kommenden Woche in Jerusalem einen Heiratsantrag machen wollen. „Sie waren ein schönes Paar, das gekommen war, um einen Abend in Washingtons kulturellem Zentrum zu genießen“, sagte der Botschafter.
Der erschossene Mann ist nach Angaben der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) teilweise in Deutschland aufgewachsen. Der „in Teilen in Bayern“ aufgewachsene Yaron Lischinsky habe „fließend Deutsch“ gesprochen und sich „mit großer Selbstverständlichkeit zwischen den Kulturen“ bewegt, erklärte DIG-Präsident Volker Beck am Donnerstag. Er sei „tief erschüttert über diesen antisemitischen Doppelmord“, sagte Beck. Nach DIG-Angaben organisierte Lischinsky in der Vergangenheit zahlreiche politische und kulturelle Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Jugendforum der Gesellschaft. Die Stelle an der Botschaft in Washington habe er 2022 übernommen.
Lischinsky hatte nach Informationen der F.A.Z. auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Das israelische Generalkonsulat in München gab an, der Deutsch-Israeli sei in Nürnberg aufgewachsen, bevor er nach Israel ausgewandert sei.
Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, erklärte, der Mitarbeiter sei „nicht nur ein Kollege“ gewesen. Er habe ihn auch als seinen Master-Studenten an der Reichman-Universität in Israel kennengelernt: „aufgeweckt, neugierig, engagiert“. „Er war ein Christ, ein echter Israel-Liebhaber“, schrieb Prosor auf der Plattform X. Der Mann habe jüdisch-christliche Werte verkörpert, in der israelischen Armee gedient und sein Leben dem Staat Israel gewidmet.
Ob der mutmaßliche Schütze die beiden Personen kannte oder in welcher Verbindung er zu ihnen stehen könnte, ist unklar. Laut Polizei näherte sich der Täter einer Gruppe von vier Personen und schoss dann auf die beiden. Nach den Schüssen betrat er demnach das Museum, wo er von privaten Sicherheitskräften festgenommen worden sei.
Die Nachrichtenseite „Jewish Insider“ zitierte einen Augenzeugen, wonach der Schütze ein Tuch mit der Bezeichnung Kufiya getragen habe, das auch als Palästinensertuch bekannt ist. Die israelische Nachrichtenseite „ynet“ zitierte die Sprecherin der israelischen Botschaft in Washington mit der Aussage, dass die Botschaftsmitarbeiter „aus nächster Nähe erschossen wurden“.
Israel will Schutz seiner Botschaften verstärken
Der deutsche Außenminister Johann Wadephul (CDU) verurteilte die Tat scharf. „Ich bin schockiert über den heimtückischen Mord an zwei Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Washington”, schrieb Wadephul im Onlinedienst X. Antisemitische Gewalt sei durch nichts zu rechtfertigen. Er sprach den Familien und den Kollegen der Todesopfer sein Mitgefühl aus. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) verurteilte die „abscheuliche Tat auf das Schärfste“.
Die Tat von Washington erfolgte vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Dieser hatte im Oktober 2023 mit einem Terrorangriff der Hamas auf Israel begonnen. Etwa 1.200 Menschen wurden dabei getötet und etwa 250 Menschen nach Gaza entführt.
In dem darauffolgenden Krieg wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang mehr als 53.300 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich unabhängig kaum überprüfen. Israel steht wegen des militärischen Vorgehens und der furchtbaren humanitären Lage in dem weitgehend verwüsteten Küstenstreifen international stark in der Kritik.