Sieger JJ rudert plötzlich zurück

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Jetzt rudert der Sänger zurück

ESC-Sieger JJ kassiert Kritik nach Aussagen über Israel


Aktualisiert am 22.05.2025 – 20:18 UhrLesedauer: 3 Min.

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Johannes Pietsch alias JJ: Er gewann den Eurovision Song Contest in Basel. (Quelle: IMAGO/Heikki Saukkomaa)

Die Debatte um Israel beim Eurovision Song Contest scheint nicht zu enden. Der diesjährige Sieger JJ befeuerte die Diskussionen – und bereut dies jetzt offenbar.

Österreichs Gewinner JJ hat mit Interviewaussagen in einer spanischen Zeitung viel Aufsehen erregt. Johannes Pietsch, wie JJ mit bürgerlichem Namen heißt, äußerte in dem Gespräch den Wunsch, der Eurovision Song Contest soll nächstes Jahr in Wien ohne das zweitplatzierte Israel stattfinden. “Es ist sehr enttäuschend, dass Israel noch am Wettbewerb teilnimmt”, zitierte “El País” den 24-Jährigen.

Der ausgebildete Opernsänger hatte bei dem in der Nacht zum vergangenen Sonntag in Basel ausgetragenen Wettbewerb mit dem Song “Wasted Love” die meisten Punkte bekommen und die internationale Musikshow somit für das nächste Jahr in sein Land geholt. In welcher Stadt der ESC 2026 ausgetragen wird, steht bisher nicht fest.

“Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet”, erklärte Pietsch und betonte: “Ohne Israel. Aber der Ball liegt nun bei der EBU. Wir Künstler können uns nur dazu äußern.” Die Europäische Rundfunkunion (EBU/European Broadcasting Union) ist als Zusammenschluss von Rundfunkanstalten aus Dutzenden Ländern der Veranstalter des ESC, den es seit 1956 gibt.

ESC-Direktor Martin Green nehme die Äußerungen der beteiligten Sender ernst, heißt es: “Jetzt, da die Veranstaltung vorbei ist, werden wir umfangreiche Diskussionen mit den teilnehmenden Sendern führen, über alle Aspekte des diesjährigen Wettbewerbs nachdenken und Feedback sammeln. Das wird in die Planungen des 70. ESC im kommenden Jahr einfließen”, sagte Green laut der EBU.

JJ begründete seine Meinung mit einem Vergleich. So sei die israelische Offensive in Gaza vergleichbar mit dem Angriffskrieg Russlands, denn beide seien “Aggressoren”. Der ESC habe “Russland exkludiert, hat aber Israel im Spiel gelassen”, so JJ. Beide würden Krieg “provozieren”. Russland startete am 24. Februar 2022 einen unprovozierten Angriff auf die Ukraine, während der militärischen Offensive im Gazastreifen das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 vorausging.

Dass JJ mit diesen Aussagen viel Wirbel auslösen würde, war abzusehen. Auf seinem Instagram-Account kritisieren Fans JJ, werfen ihm Antisemitismus vor. Eine Userin schreibt: “Israel hat das Recht, beim Eurovision Song Contest aufzutreten. Schande über dich, JJ.” Eine andere kommentierte: “Statt Liebe wird Hass und Hetze verbreitet.”

Neben diesen Reaktionen erreichten den Österreicher offenbar auch zahlreiche Medienanfragen. Auf eine Nachfrage der Nachrichtenagentur APA ruderte der ESC-Gewinner am Donnerstag schließlich zurück: “Es tut mir leid, falls meine Worte missverstanden wurden. Obwohl ich die israelische Regierung kritisiere, verurteile ich jegliche Form von Gewalt gegen Zivilisten überall auf der Welt – sei es gegen Israelis oder Palästinenser.” Zudem wolle er sich zu diesem Thema “nicht weiter äußern”.

Für Israel war am vergangenen Samstagabend die Sängerin Yuval Raphael angetreten. Ihr Song “New Day Will Rise” war im ESC-Finale in Basel auf Platz zwei gelandet; im Publikumsvoting hatte Israel sogar auf Platz eins gelegen. Nur die Punkte der Dutzenden Fachjurys aus europäischen Ländern bescherten Österreich den Sieg. Auch die Umstände der Punktevergabe bezeichnete JJ in dem “El País”-Interview als “seltsam”.

Der österreichische Sender ORF distanzierte sich derweil von JJs Äußerungen. “JJs Aussagen geben seine Privatmeinung wieder und stehen in keinem Zusammenhang mit dem ORF”, so die öffentlich-rechtliche Anstalt.