Wie Markus Söder ChatGPT ins Wanken bringt

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Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ist nach eigenen Angaben ein eifriger Nutzer von ChatGPT. Am Donnerstagabend sagte er anlässlich der Eröffnung des ersten Deutschlandsbüros des ChatGPT-Konzerns Open AI in München: „Jeden Krempel, den ich wissen will, wisst ihr.“ Doch die mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattete Software ist nicht vor Fehlern gefeit. Denn auf Söders Frage, wie lange er schon dem bayrischen Kabinett angehöre, antwortete ChatGPT „sieben Jahre“. Richtig wäre nach Söders Aussage aber 17 Jahre gewesen.

„München ist der deutsche KI-Hotspot“

Die KI-Systeme können schon mal falsch liegen. Im Fachjargon werden die Fehler als Halluzinationen bezeichnet. Im Fall von Söder lässt sich die Halluzination darauf zurückführen, dass er seit sieben Jahren bayrischer Ministerpräsident ist, aber schon seit 17 Jahren dem Kabinett im Freistaat angehört. Doch Söder ist glücklich, dass ein so prominenter Senkrechtstarter aus dem Silicon Valley in München, in unmittelbarer Nähe zu seinem Amtssitz eine Repräsentanz eröffnet: „Wir sind das Silicon Valley von Europa und München ist der deutsche KI-Hotspot.“

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder spricht auf der Open-AI-Eröffnungsfeier in München.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder spricht auf der Open-AI-Eröffnungsfeier in München.Open AI

Es ist zwar das erste Büro von Open AI in Deutschland, aber in Europa ist das von Sam Altman gegründete Unternehmen schon in London, Paris, Brüssel und Dublin vertreten. Mit zehn Mitarbeitern hat das Münchner Büro eine überschaubare Größe. Aber die Vertreter von Open AI setzten zur Eröffnungsfeier in München große Hoffungen in den Standort Deutschland.

In Europa die Nummer eins

„Deutschland ist weltweit für technische Exzellenz und industrielle Innovation bekannt – es ist daher nur folgerichtig, dass das Land eine führende Rolle bei der Einführung von KI einnimmt“, sagte Chief Operating Officer Brad Lightcap. Denn Deutschland sei das Land mit den meisten ChatGPT-Nutzern in Europa und unter den ersten fünf Ländern in der Welt. Mit der Eröffnung des Büros in München will Open AI nach den Worten Lightcaps „diese Führungsposition weiter stärken und noch mehr Menschen, Unternehmen und Institutionen in Deutschland ermöglichen, von dieser transformativen Technologie zu profitieren“.

Für den Produktchef von ChatGPT, Nick Turley, haben für München als Standort die vielen Unternehmen von Industrie bis zum Start-up den Ausschlag gegeben. Er spricht perfekt Deutsch, ist er doch in München aufgewachsen, arbeitet aber nun in San Francisco. Auf der Podiumsdiskussion nahm auch Dirk Didascalou teil, der beim Technologiekonzern Siemens als Head of Foundational Technologies die Entwicklung industrieller KI-Modelle verantwortet.

Ingenieurwissen mit KI verbinden

Für ihn ist es entscheidend, die KI mit dem Ingenieurwissen in Deutschland zu verbinden, um weiterhin eine führende Rolle einzunehmen. Ähnlich hatte es Peter Körte, im Siemens-Vorstand für Technologie und Strategie verantwortlich, Anfang der Woche auf einer KI-Konferenz seines Unternehmens gesagt. Auf der Siemens-Veranstaltung wurde nur Englisch gesprochen, auf der Open-AI-Eröffnungsfeier mit Ausnahme von Lightcap nur Deutsch.

Der hatte in seiner Rede die am Tag zuvor mitgeteilte Übernahme von Io, dem Unternehmen des iPhone-Designers Jony Ive, noch einmal gerechtfertigt. Dafür zahlt Open AI mit 6,5 Milliarden Dollar einen stolzen Preis. Konzernchef Altman dürfte mit diesem Schritt Ambitionen hegen, die Software mit entsprechenden Hardwaregeräten zu ergänzen. In München war Altman nicht zugegen. Doch Open AI sorgt auch ohne ihn für ein großen Andrang: Der Kinosaal im Forum der Zukunft des Deutschen Museums war bis zum letzten Platz gefüllt.