Wie E-Zigaretten Jugendliche in die Sucht treiben

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Nachdem E-Zigaretten vor gut 20 Jahren auf den Markt gekommen waren, galten sie zunächst als eine weniger schädliche Alternative zum Rauchen. Doch inzwischen weiß man mehr. Längst weisen Experten wie der Pneumologe Wolfram Windisch solche Einschätzungen als „Mythos“ zurück. Die Behauptung, E-Zigaretten seien besser, könne man wissenschaftlich nicht stehen lassen.

Vor diesem Hintergrund erforschen Wissenschaftler derzeit die Gefahren des Vapens – und suchen nach Möglichkeiten, Jugendliche von den elektrischen Zigaretten fernzuhalten. In dieser Woche sind zwei Studien zu diesen Themen erschienen.

Suchtpotential für Menschen, die nie geraucht haben

In einer davon hat Andrea Milstred von der West Virginia University das sogenannte Missbrauchspotential von E-Zigaretten untersucht. Es beschreibt etwa, wie groß das Risiko einer Abhängigkeit ist. Bisher sei es nur für Personen ermittelt worden, die früher geraucht haben, schreibt Milstred im Fachmagazin „Nico­tine and Tobacco Research“.

Für ihre Arbeit sollten 16 Nutzer von Vapes nach einer kurzen Abstinenz die Wirkung der E-Zigarette mit der von Nikotinkaugummis vergleichen. Die Resultate waren unterschiedlich. Das Vapen reduzierte Entzugserscheinungen und das Gefühl des Verlangens signifikant stärker als die Kaugummis. Gleichzeitig gaben die Teilnehmer nach dem Vapen eine deutlich erhöhte Zufriedenheit an.

Allerdings ist die Aussagekraft der Studie durch die kleine Teilnehmerzahl begrenzt, jedoch zeige die Arbeit, dass E-Zigaretten Suchtpotential für Menschen bergen, die nie geraucht haben. Gerade Jugendliche würden davon angesprochen, was an dem Design der Vapes liege sowie an ihrem Geschmack und der Möglichkeit, sie diskret zu verwenden. Zudem verwendet die E-Zigaretten Nikotin in Salzform. Hochkonzentriert schmecke es weniger bitter als unmodifizierte Nikotinvarianten, schreiben die Forscher. Das mache sie vor allem für Nichtraucher angenehmer.

Vapes: Buntes Marketing im Süßigkeitenregal.
Vapes: Buntes Marketing im Süßigkeitenregal.dpa

An einem der Punke, nämlich dem Design, setzt die Studie von Harry Tattan-Birch und seinen Kollegen an. Die Forscher des University College London haben untersucht, wie verschiedene Aufmachungen der Vapes auf potentielle Nutzer wirken. Sie zeigten gut 15.000 Testpersonen zwei Varianten: das typische bunte Design oder eine standardisierte, neutrale, schwarz-weiße Aufmachung.

Britische Regierung will Standard-Design für E-Zigaretten

Die Testpersonen wurden gefragt, ob sie interessiert seien, die E-Zigaretten auszuprobieren. Beim bunten Design verneinten 63 Prozent, bei dem standardisierten waren es immerhin 67 Prozent. Jedoch war der Effekt bei denen, die nie geraucht oder nie E-Zigaretten verwendet haben, kleiner. Aus dieser Gruppe entschieden sich ohnehin 91 Prozent der Befragen gegen die auffällig vermarkteten Vapes. Bei den standardisierten waren es mit 93 Prozent nur etwas mehr. Bei denen, die mal geraucht, aber niemals Vapes verwendet hatten, war der Effekt wiederum am größten, berichten die Forscher im Magazin „Tobacco Control“.

Mehrere Länder haben Produkt- und Verpackungsvorschriften erlassen, um die Attraktivität von Zigaretten zu verringern. Dazu gehören nicht zuletzt die Warnhinwiese und abschreckenden Fotos auf Zigarettenschachteln. Im Januar 2024 kündigte die britische Regierung Pläne an, neue Maßnahmen einzuführen, um sicherzustellen, dass die Hersteller von Vapes standardisierte Verpackungen für ihre Produkte einführen. Noch ist aber nicht klar, wie sie aussehen sollen, sagen die Studienautoren laut einer Pressemitteilung. Ihre Arbeit habe aber gezeigt, dass eine Regulierung der Farben von E-Zigaretten eine Option sei, um junge Menschen vom Vapen abzuhalten.