Erdbeeren, weiße Kleidung und Rasen – die Traditionen

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Kaum ein Sportevent ist so traditionsreich wie Wimbledon. Ein Blick auf die Rituale, die das älteste Grand-Slam-Turnier so einzigartig machen.

Als Roger Federer 2022 zur 100-Jahr-Feier des Centre Courts nach Wimbledon zurückkehrte, sagte er offen vor dem Publikum: “Ich vermisse es, hier zu sein.” Für Federer – und viele andere – ist Wimbledon mehr als nur ein Turnier. Es ist eine Tradition.
Die strikte Kleiderordnung in Weiß, kaum Werbebanner am Platz – alles trägt zur besonderen Atmosphäre des wohl prestigeträchtigsten Tennisturniers der Welt bei, das bereits 1877 gegründet wurde.

Ein Blick auf einige der bekanntesten Traditionen:

Wenn man an Wimbledon denkt, hat man sofort grüne Rasenplätze und Spieler ganz in Weiß vor Augen. Die Kleiderordnung des “All England Clubs” ist streng: Spielerinnen und Spieler müssen komplett weiße Kleidung tragen, verschiedene Weißtöne wie Creme oder Off-White sind auch nicht erlaubt.

Der Ursprung dieser Regel liegt im viktorianischen England. Schweißflecken galten damals als unpassend, und Weiß verdeckte sie am besten. Wimbledon hat diese Tradition bis heute beibehalten. Selbst Roger Federer, bekannt als der “König des Grases” mit acht Wimbledon-Titeln, verstieß 2013 gegen die Kleiderordnung, als er Schuhe mit knallorange Sohlen trug. Ihm wurde gesagt, er solle sie vor seinem nächsten Spiel wechseln.

Erdbeeren mit Sahne gehören seit dem ersten Turnier 1877 zu Wimbledon. Der Snack passt perfekt zur britischen Erdbeersaison, die mit dem Turnier zusammenfällt.

Jeden Morgen werden die Erdbeeren frisch gepflückt und noch am selben Tag zum All England Club geliefert, um die beste Qualität zu gewährleisten. Rund zwei Millionen Stück werden während der zwei Turnierwochen verzehrt.

Kein anderes Tennisturnier hat so lange an den menschlichen Linienrichtern festgehalten wie Wimbledon. Während andere Grand-Slam-Turniere inzwischen auf Technologie setzen, blieb Wimbledon der Tradition treu und behielt die Linienrichter auf dem Platz, selbst als Systeme wie das “Hawk-Eye” (“Falkenauge”) anderswo zum Standard wurden. Dieses elektronische System verfolgt den Ball mit nahezu perfekter Genauigkeit und hilft Spielern und Schiedsrichtern, sofort klare Entscheidungen zu treffen.

Doch nun hat Wimbledon zum ersten Mal in seiner 147-jährigen Geschichte angekündigt, dass es ab 2025 keine Linienrichter mehr geben wird. Der Club sagt, er nehme die Balance zwischen Tradition und Innovation “sehr ernst”. Die Technik ist inzwischen genauer, und in manchen Matches haben Fehlentscheidungen durch Menschen das Ergebnis beeinflusst. Diese Änderung war ein notwendiger Schritt nach vorn, wenn auch ein bedeutender, so die Begründung.

Wimbledon ist das einzige Grand-Slam-Turnier, das noch auf Rasen gespielt wird – dem ursprünglichen Untergrund des Sports. Bis 1974 wurden alle Grand-Slam-Turniere, mit Ausnahme der French Open, auf Rasenplätzen ausgetragen. Aufgrund des hohen Pflegeaufwands für Rasenplätze sind die US Open und Australien Open zu Hartplatz umgestiegen.

In 2001 wurde in Wimbledon der Rasen auf 100 % sogenanntes “Perennial Ryegrass” umgestellt, um ihn widerstandsfähiger zu machen. 2021 kamen erstmals Hybridplätze in der Trainingsanlage in Raynes Park zum Einsatz – 95 % echtes Gras, verstärkt durch 5 % Kunstfasern.