Man sollte meinen, in der katholischen Kirche wäre einiges passiert, über das sich zu sprechen lohnte: Ein Papst, in dessen Amtszeit der Konflikt zwischen den Repräsentanten des deutschen Katholizismus und dem Vatikan in beispielloser Weise eskalierte, ist gestorben. Und seit drei Wochen wird die römisch-katholische Kirche zum ersten Mal von einem Papst aus den Vereinigten Staaten regiert.
Aber für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) scheinen das nur Randnotizen zu sein. Da gab es offenbar Wichtigeres, etwa die „zehn Handlungsempfehlungen zur Fachkräftesicherung“, welche die Delegierten verabschiedeten. Und die große Weltpolitik. Die Bundesregierung solle sich dafür einsetzen, dass die israelischen Geiseln freigelassen würden und die israelische Armee unverzüglich ihre Blockade des Gazastreifens beende, forderte die Vollversammlung in einer Resolution zum Nahostkonflikt.
Das ist beides richtig. Nur wozu es einer solchen Aufforderung durch das ZdK bedarf, bleibt schleierhaft. Die Stellungnahme dient wohl vor allem einem anderen, sehr provinziellen Zweck: den „Anspruch auf politisches Mitgestalten“ zu dokumentieren, den das ZdK mit einer gehörigen Portion Selbstüberschätzung formulierte. Dafür war dann auch Leo XIV. als Gewährsmann gut genug. Frei nach dem Motto: Der neue Papst steht für das, was das ZdK schon lange tut.