Sein turbulentes Privatleben – und was bleibt

11

Er galt als Programmpionier, seine Frau nannte ihn schlicht “Mister RTL”. Doch Helmut Thomas Leben abseits des Rampenlichts war kaum weniger spektakulär.

Für Helmut Thoma war es bereits die dritte Ehe – und doch bleibt es rückblickend wohl die Beziehung, die als Erstes ins Bewusstsein rückt, wenn man an das Privatleben des einflussreichen Medienmanagers denkt. Der Mann, der wahlweise “König des Privatfernsehens”, “Programmvisionär” oder “Mister RTL” genannt wurde, ist am 3. Mai in Wien gestorben. Das gab seine Familie an diesem Montag bekannt, mehr dazu lesen Sie hier.

Und wenn seine Familie erwähnt wird, dann ist besonders Daniele Milbert gemeint – bis zuletzt die Frau an der Seite Helmut Thomas. Nachdem der Manager bereits zweimal verheiratet war – Thoma hatte aus erster Ehe einen Sohn und heiratete anschließend eine HNO-Ärztin –, lernte er bei RTL Daniele Milbert kennen. Die ehemalige luxemburgische Bankerin arbeitete seit 1984 als seine Assistentin, 1994 heiratete er sie. Doch die Beziehung zerbrach, 1998 folgte die Trennung – und damit ein Kapitel, das sich fast schon symbiotisch in das Leben eines Mannes einfügte, der im Laufe seiner Karriere größten Wert auf die bunten Geschichten des Boulevards legte.

Denn Milbert veröffentlichte drei Jahre nach der Trennung ein Buch über Thoma und die Beziehung mit ihm: “Hochexplosiv. Mein Leben mit Mister RTL”, hieß das Werk, über das sich Kritiker dereinst verwundert die Augen rieben. So schrieb Michael Hanfeld in einer Rezension für die “Frankfurter Allgemeine Zeitung”: “Vom ersten Tag an hatte sie nur Augen für ihren Helmut. Ihm ist das Buch gewidmet, ihm wird auf jeder zweiten von 327 Seiten gehuldigt, kein Attribut ist edel genug, Statur, Esprit und Sensibilität des Verflossenen zu preisen.”

Was andernorts fälschlicherweise als “Enthüllungsroman” über den so umtriebigen Medienmogul gepriesen wurde, sei nichts mehr als eine Eloge auf ihren Ex. Tatsächlich beschreibt Milbert ihn im Buch als “Genie”, “strahlenden Rebell”, “Partisanen der Medienwelt” oder schlicht als “Helden ihres Herzens”. Außer Helmut Thoma selbst sei in Milberts Buch so gut wie niemand ungeschoren davongekommen, urteilt die “FAZ”-Kritik.

Welch Ironie des Schicksals, dass diese Frau drei Jahre nach der Buchveröffentlichung wieder mit Helmut Thoma zusammenkam. Von 2004 an bis zu seinem Tod blieben die beiden fortan ein Paar. Thoma, der lange in der Nähe von Köln lebte, starb in seiner Heimat Wien, wo er bis zuletzt zurückgezogen gelebt hatte. Sein Herz machte ihm schon seit Jahren Probleme, jetzt starb er an seinem Leiden.

Auch privat soll Thoma besonders eines gewesen sein: Medienmann. Als Hobbys gab er einst Fernsehen, Radiohören, Zeitunglesen und Medienpolitik an. Zu seinem 80. Geburtstag am 3. Mai 2019 überraschte er damit, unter die Hobbytaucher gegangen zu sein. Er pendelte zu dieser Zeit zwischen Wien und Luxemburg und ließ es insgesamt etwas ruhiger angehen.

In einem Interview mit t-online schwärmte er von seiner Frau Daniele. Sie erledige den Papierkram für ihn, beantworte Fan-Post und kümmere sich gut um sein Wohlergehen. Auch im hohen Alter konnte Thoma noch immer in unnachahmlich direkter Art schimpfen. Er kritisierte im t-online-Interview lautstark seine alte Heimat RTL, weil diese es wagte, alternde Stars wie Dieter Bohlen oder Thomas Gottschalk auszusortieren.

Daniele Milbert, einst aufmüpfiges Luxemburger Hippiemädchen aus dem Nonnenpensionat, räusperte sich dann manchmal im Hintergrund, wenn Thoma zu einer seiner Tiraden ansetzte. So erlebte es der Autor dieser Zeilen bei einem längeren Telefonat vor einigen Jahren. Gemeinsam gab sich das Paar als hochprofessionelles Team, dessen persönliche Geschichte von RTL nie zu trennen war. Jetzt ist der einstige “Mister RTL” tot – und seine Frau allein. Das einzige Kind, das Thoma hinterlässt, stammt aus erster Ehe.