“Tagesschau”-Aus: Constantin Schreiber äußert sich

12

Constantin Schreiber über Jobwechsel

“Es keimte das Gefühl auf, dass ich das nicht durchhalten werde”


26.05.2025 – 12:00 UhrLesedauer: 3 Min.

Constantin Schreiber: Nach seinem "Tagesschau"-Aus hat er bereits einen neuen Job.Vergrößern des Bildes

Constantin Schreiber: Nach seinem “Tagesschau”-Aus hat er bereits einen neuen Job. (Quelle: IMAGO/STAR-MEDIA)

Nach seinem “Tagesschau”-Abschied wechselt Constantin Schreiber zu Axel Springer. Die Gründe dafür legt er offen – und erklärt, dass die ARD ihn gerne halten wollte.

Ein Blick zurück: Im August 2023 war Schreiber bei einer Lesung in einem Hörsaal der Friedrich-Schiller-Universität in Jena mit einer Torte attackiert worden. “Keine Bühne für Rassismus”-Rufe hallten währenddessen durch den Raum. Zuvor hatte er schon mehrfach Kritik wegen seiner Äußerungen zum Islam einstecken müssen – mehr dazu lesen Sie hier. Doch nicht nur deshalb wollte er zu diesem Thema schweigen. Eher sei es ihm um Zuschriften aus dem “Tagesschau”-Publikum gegangen. Darin hieß es: “Wir wünschen uns da irgendwie eine neutralere Haltung von einem Nachrichtensprecher”, erklärt Schreiber nun der “Zeit”.

Doch Schreiber sah sich nicht mehr in dieser Rolle. “Irgendwann stand ich vor einem Spiegel. Also wirklich. Und habe mir ins Gesicht geschaut und gedacht: Soll ich das echt so machen, dass ich mich raushalte aus Themen, die mich originär interessieren? […] Damals, das war nach dem 7. Oktober, keimte das Gefühl auf, dass ich das nicht durchhalten werde.” Genauer erklärt er: “Ich wollte über die Demonstrationen sprechen, die wir ja bis heute auf den Straßen sehen, die Hamas-Parolen, darüber, dass da vieles islamistisch ist, dass da Religiöses missbraucht wird. Solche Dinge. Ohne mich auf eine Seite zu schlagen, sondern um zu erklären, zu berichten.”

Bei Springer kann er das offenbar tun. Warum er ausgerechnet dorthin wechselt, erklärt Schreiber so: “Weil man mir da einen spannenden Job angeboten hat. Interessant ist ja auch: Warum hat mir kein anderes Medienhaus was Vergleichbares geboten?” Er selbst hat eine Antwort parat, denn er werde teilweise auf “Inside Islam” reduziert. Für das 2017 erschienene Sachbuch hatte er, eigenen Aussagen nach, “rein zufällig ausgewählte” Moscheen innerhalb Deutschlands besucht, sich Freitagspredigten angehört, diese zusammengefasst und bewertet. Die Predigten seien demokratiefeindlich und konservativ, so der Tenor. Schreiber war dafür arg kritisiert worden. Das Buch stelle nicht die Realität dar und sei tendenziös, so die Stimmen der Kritiker.

Dass er als islamkritisch dargestellt wird, will Schreiber nicht so stehen lassen: “Ich habe schlicht eine journalistische Befassung mit muslimischem Leben. Positiv und negativ. Punkt”, sagt er.

Der Journalist räumt auch ein, dass die ARD ihn nur ungern gehen ließ. “Man hat versucht, mich da zu halten, es ist nicht so, dass jemand gejubelt hätte, endlich ist er weg”, so Schreiber, der betont, dass es keine Zerwürfnisse gegeben habe. “Aber ich glaube, ich erzähle da kein Geheimnis: In der ARD entscheiden sich die Dinge nicht so schnell.”

Schreiber hat vor seiner “Tagesschau”-Zeit viele Jahre in Ländern des Nahen Ostens gelebt und gilt als Experte für die Region. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Grimme-Preis für die Sendereihe “Marhaba – Ankommen in Deutschland”, hat zahlreiche Bücher publiziert. Zu seinen Veröffentlichungen zählt auch die 2024 veröffentlichte Streitschrift “Lasst uns offen reden! Warum die Demokratie furchtlose Debatten braucht”, in der Schreiber dafür plädiert, einander mehr zuzuhören und Diskussionen auszuhalten.