Was das Infotainment im Land Rover Defender kann

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Er gilt als Ikone unter den Geländewagen, der Defender von Land Rover. Für die leicht überarbeitete Version des Modelljahres 2025 spricht sein Hersteller von einer „digitalen Revolution“ und meint damit eine Elektronikarchitektur namens Eva 2.0. Die Abkürzung steht für Electronic Vehicle Architecture, damit sei nun der Weg für Software-Aktualisierungen via Mobilfunk sowie ein überarbeitetes Infotainment namens Pivi Pro geebnet. Was der Pressetext vom August vergangenen Jahres verschweigt: Die Grundlagen von Eva 2.0 sind schon mehrere Jahre alt. Der Kunde erhält ein üppiges Datenvolumen von 20 Gigabyte monatlich im ersten Jahr, aktuelle Snapdragon-Prozessoren und eine Always-on-Funktion, die dafür sorgt, dass die Elektronik nach dem Start des Defender verzögerungsfrei für Nutzereingaben zur Verfügung steht.

Wir haben uns das Ganze im Defender 110 angesehen, der mit Preisen von 70.500 Euro an startet. Pivi Pro gehört stets zur Serienausstattung, ein Head-up-Display in den höheren Modellvarianten ebenfalls. Wer den Defender betritt, wird vermutlich als Erstes das aufgeräumte Cockpit mit seinen markanten Linien bewundern. Über dem Wählhebel des Automatikgetriebes und den Bedienelementen für die Klimaanlage liegt ein berührungsempfindlicher Bildschirm, der eine Diagonale von 11,4 Zoll hat. Die digitale Tachoanzeige vor dem Lenkrad misst 12,3 Zoll und ist begrenzt individualisierbar.

Unterhalb des Bordmonitors und rechts neben dem Getriebewählhebel liegen physische Tasten für die Bedienung der Klimaanlage und die Auswahl des Fahrprogramms. Mit zwei Drehstellern reguliert man die Temperatur. Drückt man auf den Drehsteller, lassen sich Sitzheizung und -kühlung einstellen. Um die Lüftungsintensität einzustellen, muss man eine Taste betätigen, dann ändert sich die Funktion des rechten Drehstellers. Das alles ist ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Eher bescheiden: die Verbesserungen von Pivi Pro
Eher bescheiden: die Verbesserungen von Pivi ProHersteller

Auf dem Bordmonitor zeigen sich zu Beginn drei Kacheln, sie sind auch über ein Schnellmenü links wählbar: Navigation, Unterhaltung, Telefonie. Auf diese Weise sind Basisfunktionen schnell erreichbar. Mit wenigen Handgriffen kann man die Kacheln um eigene erweitern, es dürfen bis zu neun werden. Jede Kachel zeigt Submenüs. Die Navi-Kachel zum Beispiel die berechnete Ankunftszeit. Wer nur auf der obersten Ebene bleibt, wird minimal abgelenkt.

Soll es jedoch eher in die Tiefe der Details gehen, wählt man ein Menü, um eine zweite Bedienwelt zu betreten, es enthält die ganze Fülle der Funktionalität. Am besten geschieht das im stehenden Fahrzeug. Hier kann man, abermals mit einem Fingertipp auf etwas kleiner gezeichnete Schaltflächen, zum Beispiel die Kameras des Fahrzeugs zur Darstellung bringen, Fahrdaten abrufen oder Fahrprogramme für Wasserdurchquerungen und sonstige Details im Geländeeinsatz auf den Weg bringen.

Wie bei anderen Herstellern gibt es die Option, dass die Sprachansagen der Navigation stumm bleiben, wenn das Fahrzeug in vertrauter Umgebung unterwegs ist. Für die morgendliche Fahrt ins Büro genau die richtige Einstellung, denn man braucht keine Kommandos, will aber Staus und andere Verkehrsstörungen vermeiden. Ferner identifiziert das Navi häufig gefahrene Strecken, auch wenn sie nicht ausdrücklich als Navigationsziel eingegeben wurden. Die Ansagen sind klar und präzise, hier gibt es nichts zu mäkeln.

Andere Autohersteller machen es besser

Die Spracherkennung arbeitet ebenfalls robust und kann auch Auskünfte zum Wetter geben. Während einer Fahrt streikte sie allerdings und konnte auch die Audioanlage und das Radio überzeugen, sich dem Ausstand anzuschließen. Erst nach Abstellen, Verlassen und Verriegeln des Fahrzeugs nahmen die drei Kollegen ihre Arbeit wieder auf.

Der Defender ist eines der wenigen Fahrzeuge, das die Eingabe von Navi-Zielen über What3Words erlaubt. Diese Dreiwortadressen sind weitaus präziser als die gewohnten Angaben von Ort und Straße, denn sie erfassen Ziele punktgenau. Dazu wurde der Globus mit einem Raster aus drei mal drei Meter großen Quadraten überzogen. Jedes hat eine aus drei Wörtern bestehende Adresse. Insbesondere im Gelände ist diese Form der Navigation ein Gewinn. Wer es ausprobieren möchte, findet mehr Informationen auf what3words.com. Insgesamt fallen die Verbesserungen von Pivi Pro eher bescheiden aus. Von einer digitalen Revolution würden wir nicht reden.

Wie es der europäische Gesetzgeber vorschreibt, ist auch hier der Tempolimitwarner an Bord, der sich nur für jeweils eine Fahrt abschalten lässt. Er moniert angebliche Verstöße mit einem sehr lauten Signalton und hat keine Toleranzgrenze eingebaut. Andere Autohersteller machen es besser. Was die EU nicht vorschreibt, ist eine von uns mehrfach beobachtete wiederholte Warnung, wenn man das vermeintlich zu hohe Tempo beibehält. Die Anlage meinte zum Beispiel fälschlich, dass auf der Autobahn Tempo 80 gelte. Wir fuhren stur mit 120 km/h weiter und wurden nicht nur einmal mit drei Glockentönen bestraft, sondern im Folgenden mehrfach. Mit zwei Tastendrücken lässt sich dem Spuk ein Ende bereiten.