Was für Smartphones selbstverständlich ist und für Autos zunehmend zum Standard wird, will Rheinmetall künftig auch für militärisches Gerät einrichten: einen App-Store, über den neue Software heruntergeladen werden kann. Das Rüstungsunternehmen stellt seine Plattform „Battle Suite“ in Bonn auf einer Fachmesse für Informationstechnik im Verteidigungsbereich vor. In einem ersten Schritt soll der App-Store vor allem dazu dienen, das Aufspielen von Software-Aktualisierungen für eigene Produkte zu beschleunigen.
Mittelfristig will Rheinmetall die Plattform jedoch für andere Rüstungsunternehmen öffnen. Eine Refinanzierung über die von Drittanbietern zu zahlenden Gebühren sei denkbar, sagt Timo Haas, der das Digitalgeschäft des Konzerns koordiniert. Er bestätigte, dass man dazu im Gespräch mit der Verteidigungssparte von Airbus sei. Im Juni soll der erste externe Partner benannt werden.
Was kann die Wehrtechnik-Plattform Battle Suite von Rheinmetall?
Battle Suite ist Teil einer umfassenden Digitalisierungsstrategie, für deren Realisierung sich Rheinmetall an dem von Haas gegründeten Unternehmen Blackned beteiligt hatte. Den Anteil hatten die Düsseldorfer erst im Januar von 40 auf 51 Prozent erhöht. Kernprodukt von Blackned ist eine sogenannte Middleware, die oberhalb des Betriebssystems läuft und die sichere Vernetzung von Programmen und Geräten ermöglicht.
Erst jüngst hatten Rheinmetall und Blackned gemeinsam den Auftrag erhalten, mehr als 10.000 Fahrzeuge der Bundeswehr mit der Middleware auszustatten. Der Ende vergangenen Jahres geschlossene Beschaffungsvertrag über das Vorhaben „Digitalisierung Landbasierte Operationen“ (D-LBO) hat ein Volumen von 1,2 Milliarden Euro. Hinzu kommt ein zweiter Vertrag über die Ausstattung der Bundeswehr mit Hardware für den digitalen Funkverkehr, der einen Wert von zwei Milliarden Euro hat und den man gemeinsam mit der europäischen KNDS-Gruppe gewonnen hatte. Insgesamt habe Rheinmetall für Digitalprojekte jüngst Aufträge für zwölf Milliarden Euro gewonnen, sagte Konzernchef Armin Pappberger bei Vorlage der Quartalszahlen, wobei die Summe auch die zu liefernde Hardware-Ausstattung enthält.
Der ehemalige Bundeswehroffizier Haas, der seit März nun auch die Elektroniksparte von Rheinmetall führt, sieht in digitaler Vernetzung eine entscheidende Fähigkeit für Streitkräfte der Zukunft. Im Gefecht sei ein abgesicherter Datenaustausch zwischen Drohnen, Einsatzführung, Fahrzeugen und Infanteristen notwendig. Die von Blackned entwickelte Middleware namens „Tactical Core“ setzt dort an. Sie basiert auf der Idee, große Datenmengen sicher ohne zentrale Server untereinander auszutauschen.
Die Software soll auch auf allen Mobilfunkgeräten und Laptops der Bundeswehr installiert werden, dafür arbeite man derzeit mit Microsoft und Samsung an der technischen Umsetzung. An den Hardware-Anforderungen sollte der Plan nicht scheitern, man sei diesbezüglich „agnostisch“, sagt Haas. Noch offen ist, ob andere Streitkräfte der NATO dieselbe Middleware nutzen wollen.