Was kostet das Laden eines E-Autos? Das erfährt oft erst hinterher.

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Um die Elektromobilität weiter zu fördern, müssen Ladevorgänge an öffentlichen Säulen einfacher werden. Die Anbieter machen jedoch ihre Ladetarife oft nicht gut sichtbar. Dahinter steckt Kalkül.

Erst, wenn die Steckverbindung zwischen Säule und Auto getrennt ist gibt es eine Quittung und manchmal eine böse Überraschung.

Erst, wenn die Steckverbindung zwischen Säule und Auto getrennt ist gibt es eine Quittung und manchmal eine böse Überraschung.

Lorenz Huter / Photothek / Getty

Zu den Knackpunkten für eine breite Akzeptanz von Elektrofahrzeugen in der Öffentlichkeit gehört der möglichst einfache Ladevorgang an öffentlich zugänglichen Ladepunkten. Doch die Anbieter machen es den Konsumenten nicht leicht: Es fehlt ein einheitliches Bezahlsystem per App, und die für den jeweiligen Ladevorgang anfallenden Stromkosten sind nicht immer an der Ladesäule erkennbar.

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So versuchen die Anbieter, die Konsumenten auszutricksen. Das wäre wie ein Mittagessen im Restaurant, bei dem man erst nach dem Verzehr den Preis für die Mahlzeit erfahren würde. An der Ladesäule haben die Kunden den Ärger, die oft mehr bezahlen, als bei der Konkurrenz zu diesem Zeitpunkt möglich wäre. Sozusagen Strombezug wie die Katze im Sack.

Den genauen Preis des Ladevorgangs im Vornherein zu erfahren, ist für die Elektroautofahrer besonders wichtig, da die Preise je nach Anbieter, Tageszeit und Netzsituation stark variieren können – der Strompreis ist einer der dynamischsten Tarife. Die Ladeanbieter sind sich der mangelnden Transparenz bewusst. Es muss wohl davon ausgegangen werden, dass Branchenorganisationen oft in einem Zielkonflikt mit ihren Mitgliedern stehen und daher kein Interesse an einer transparenten Preisgestaltung haben.

Transparenz liesse sich jedoch schaffen. Es gibt bereits Ladesäulen, die den aktuellen Preis pro Stromeinheit oder Ladedauer im Display anzeigen. Grosse Anzeigen wie an der Tankstelle entsprechen im Elektrozeitalter vielleicht nicht mehr ganz dem Stand der Technik. Doch könnte es eine einheitliche App geben, die nicht nur alle verfügbaren Ladestationen im öffentlichen Raum anzeigt, sondern zugleich auch deren aktuellen Strompreis.

Solche Apps gibt es bereits, etwa bei Plug Share, Charge Point, New Motion – doch sie sind nicht vereinheitlicht. Ähnlich verhält es sich bei den Zahlungsmitteln der Anbieter. Verwendet wird meist eine sogenannte RFID-Karte (radio-frequency identification) zum automatischen und berührungslosen Identifizieren des Kunden und seines Zahlungsmittels. Immer öfter ist ein einfaches Zahlen per Kreditkarte ebenfalls möglich. In manchen Fällen gelten dann aber andere Tarife als bei Kunden mit RFID-Karte.

Auch die verschiedenen im Elektroauto zur Anwendung kommenden Navigationssysteme schaffen nur in gewissen Fahrzeugmodellen mehr Einsicht in die geltenden Strompreise pro Säule. Nicht in allen E-Autos arbeitet eine einheitliche Software, und nicht alle Anbieter von Ladepunkten übermitteln ihre Preise ans Netz.

Absolute Klarheit gibt es in allen Fällen des öffentlichen Ladens erst, wenn die Steckverbindung zwischen Säule und Auto getrennt ist. Dann gibt es eine Quittung und manchmal eine böse Überraschung: Der Preis einer Batterieladung kann dann die Grössenordnung einer Vollbetankung mit Benzin erreichen. Das Aufladen ist dann zwar nicht so einfach wie beim Sprit an der Zapfsäule, aber gleich teuer.

Diese Unsicherheit beim Laden verzögert den Umstieg von Autofahrern vom Verbrenner zum Stromer zusätzlich zu den anderen bekannten Unwägbarkeiten wie Produktwahl, Reichweite, Emissionen, Ladedauer.

Das muss nicht sein. Es wird höchste Zeit, dass sich die Anbieter auf einheitliche Standards verständigen. Das muss nicht notgedrungen ein einheitlicher Tarif sein. Es wäre schon viel erreicht, wenn Preistransparenz per App oder im Auto und einheitliche Zahlungsmethoden für alle Kunden gälten. Am besten einigen sich die Anbieter, noch bevor der Konsumentenschutz oder gar der Gesetzgeber hier aktiv wird.