Charles III. stärkt Kanadas Souveränität mit Thronrede

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Der Besuch des britischen Königs Charles III. und Königin Camillas in ­Kanada begann volksnah. Während eines Besuchs auf einem Wochenmarkt in ­Ottawa am Montag bekam das britische Königspaar kanadischen Ahorn­sirup, frischen Spargel und Schafswolle präsentiert. Später eröffnete der König eine Partie Straßen-Hockey und sprach mit Teilnehmern eines Projekts für sozial benachteiligte Kinder.

Dann begann offiziell der politische Teil des Besuchs: die Gespräche mit dem neuen Minister­prä­sidenten Mark Carney und der Generalgouverneurin Mary Simon, die den ­König in dem Commonwealth-Land als Staatsoberhaupt vertritt. Und noch wichtiger: die sogenannte Thronrede zur Eröffnung des Parlaments am Dienstag.

Charles III. begann seine Rede mit persönlichen Worten: Er habe schon immer große Bewunderung für Kanadas einzigartige Identität empfunden, die für ihren Mut und ihre Opferbereitschaft bei der Verteidigung nationaler Werte anerkannt werde. Die Welt stehe vor beispiellosen Herausforderungen auf allen Kontinenten „in Bezug auf Frieden und Stabilität, Wirtschaft und Klimawandel“. Kanada und alle Kanadier seien fähig und entschlossen, darauf vielfältige ­Lösungen zu finden.

Besuch ist für Charles ein Drahtseilakt

Im Namen der Regierung kündigte Charles ein Gesetz zur Verbesserung der Sicherheit an der kanadischen Grenze zu den Vereinigten Staaten an. Der amerikanische Präsi­dent Donald Trump hatte unter anderem Zolldrohungen gegen Kanada mit ­Si­cher­heitsbedenken an der Grenze verknüpft, über die unter anderem Rauschgift in die Vereinigten Staaten gelange. Abschließend lobte Charles Kanada als „Kraft des Guten“ in der Welt. „Wie uns die Hymne erinnert: Der wahre Norden ist in der Tat stark und frei“, sagte der König unter großem Beifall im Saal.

Carney hatte schon zur Ankunft Charles’ III. an die Bedeutung des Besuchs erinnert. Es sei eine „historische Ehre“, dass der König die Eröffnungs­rede im Parlament halte – eine Ehre, die der „Schwere unserer Zeit“ gerecht werde. Mit Elisabeth II. übernahm 1977 zum letzten Mal ein britischer Monarch diese Aufgabe. Carney hatte in einem Interview klargemacht, dass der Zeitpunkt nun keineswegs zufällig gewählt worden sei. Kanadas Souveränität wurde zuletzt von Donald Trump immer wieder infrage gestellt. Dass Charles nun – zum ersten Mal als König – nach Kanada gereist ist und die „Thronrede“ hält, dürfte eine Erinnerung an die Unabhängigkeit des Nachbarlandes sein.

Für Charles ist der Besuch ein Drahtseilakt. Als britisches Staatsoberhaupt war er Trump jüngst insofern wohl­wol­lend begegnet, als dass er den britischen Premierminister Keir Starmer während eines Besuchs in Washington die Einladung für einen „noch nie da gewesenen“ zweiten Staatsbesuch aussprechen ließ. Der amerikanische Präsident liebt den Pomp der britischen Krone und bedankte sich überschwänglich beim „großartigen, wunderschönen“ Charles.

Der britische König Charles III. trifft den kanadischen Premierminister Mark Carney in Ottawa.
Der britische König Charles III. trifft den kanadischen Premierminister Mark Carney in Ottawa.Reuters

Der britische König hat sich öffentlich bislang nicht zu dem Streit zwischen ­Kanada und den Vereinigten Staaten eingelassen. Doch mancher Beobachter will Zeichen der Solidarität mit Kanada erkannt haben: das Pflanzen eines Ahornbaumes auf dem Gelände des ­Buckingham-Palasts in London etwa und eine rote Krawatte beim Besuch des ­neuen kanadischen Ministerpräsidenten Carney in Großbritannien.

Die Rede vor dem Parlament wurde zu großen Teilen von Carney und seinem Team verfasst. Allem voran, hieß es schon vorab, wolle man die Souveränität Kanadas hervorheben. Carney hatte während seines Antrittsbesuchs im Weißen Haus jüngst hervorgehoben, Kanada stehe nicht zum Verkauf. Trump kenne das ja aus dem Immobiliengeschäft, dass bestimmte Immobilien nicht käuflich seien, schob er damals mit einem Augenzwinkern nach.