Wer “intensiv” und “gesprochen” in einem Atemzug nennt, verbreitet mit Blick auf die Zukunftsplanung wenig Optimismus. Rückt also der Abschied von Klamroths Polittalk näher? Für die zweite Jahreshälfte 2025 bleibt zunächst der Auftrag klar: “‘Hart aber Fair’ kehrt ab dem 15. September mit neuen Ausgaben am gewohnten Sendeplatz am Montag zurück”, so die ARD.
Für nächstes Jahr ist die Sache hingegen nicht so eindeutig. Eine Entscheidung gibt es bislang nicht. Stattdessen werden unterschiedliche Szenarien diskutiert – und eines davon scheint auch die Absetzung von “Hart aber Fair” für das lineare Fernsehprogramm der ARD zu sein. Als t-online den Sender damit konfrontiert und fragt, ob es ARD-Programmdirektorin Christine Strobl ist, die in dieser Hinsicht Druck macht und die Zukunft von “Hart aber Fair” infrage stellt, dementiert eine Sendersprecherin kurz und knapp: “Nein”, das sei nicht der Fall.
Wir entwickeln unsere ARD-Formate kontinuierlich weiter und beschreiten dabei bereits neue, innovative Wege – auch abseits des Linearen.
ARD-Sendersprecherin
Louis Klamroth, der seit rund zwei Jahren “Hart aber Fair” mit seiner Firma Florida Factual selbst produziert, gab sich in der Vergangenheit stets selbstbewusst. Als er 2024 in einem Interview mit dem Magazin “Journalist” nach seinem Format gefragt wird, sagt er: “Es steht anders da, sieht anders aus und hat nach 22 Jahren neuen Schwung erhalten.” Zwar sei der Modernisierungsprozess der Sendung “längst nicht vorbei, aber die doch leicht angestaubte Marke ist wiederbelebt”.
Die Gesamtkosten für den verantwortlichen WDR von rund 6,6 Millionen Euro pro Jahr, also etwa 195.000 Euro pro Sendung, liegen dennoch höher als bei Klamroths Konkurrentin: “Maischberger” soll laut Medienrecherchen nur 140.000 Euro pro Folge kosten.
Bleibt die Frage, ob dem jungen Moderator der Erfolg in der Mediathek recht gibt? Ein Argument lieferte Klamroth kurz vor der Bundestagswahl: Da produzierte er die beiden Ausgaben von “Hart aber Fair 360” mit den Gästen Tino Chrupalla von der AfD sowie Robert Habeck von den Grünen. 25 Wählerinnen und Wählern stellten die Fragen und konnten mit einem Buzzer Dynamik in den Gesprächsverlauf bringen. Auf Nachfrage teilt die ARD mit: “mit jeweils rund 250.000 Abrufen” habe das Online-Konzept “gut funktioniert”.
Auch in seiner Rolle als Moderator der “Wahlarena” habe Klamroth überzeugt, heißt es in der ARD. Eine Jobgarantie für ihn – aber nicht für “Hart aber Fair”? Es ist der letzte Satz, den der Sender als Antwort auf den t-online-Fragenkatalog mitschickt, der sich wie ein Ausblick liest, aber auch Aufschluss über die Zukunft des diskutierten Talkformats liefert: “Wir entwickeln unsere ARD-Formate kontinuierlich weiter und beschreiten dabei bereits neue, innovative Wege – auch abseits des Linearen”, heißt es da vielsagend.