Vor der EM warten noch zwei Duelle in der Nations League auf Deutschland. Der sportliche Fokus rückt dieser Tage allerdings etwas in den Hintergrund.
Aus Bremen berichtet Kim Steinke
Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist gerade erst wieder zusammengekommen, schon brodelt es im Team. Im Schlussspurt Richtung Europameisterschaft kam auf einmal öffentliche Kritik am Bundestrainer Christian Wück auf. “Mich nicht einzuladen, ist das eine. Mich nicht zu informieren und mir aber nicht mal einen Grund zu nennen, verstehe ich einfach nicht”, schrieb die langjährige Außenverteidigerin Felicitas Rauch vor wenigen Tagen auf Instagram.
Zuvor bemängelte auch Nicole Anyomi einen klaren Austausch. Beide Spielerinnen verwiesen damit auf ein vermeintliches Problem in der Absprache mit Bundestrainer Wück. Neben der ohnehin anspruchsvollen Aufgabe, den Umbruch im DFB-Team zu gestalten, sieht sich der 51-Jährige plötzlich mit einer weiteren Baustelle konfrontiert.

Was war passiert? Nach der Kaderbekanntgabe für die zwei Spiele in der Nations League gegen die Niederlande am Freitag (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei t-online) und gegen Österreich am Dienstag fehlten die zwei Vize-Europameisterinnen im deutschen Kader. Stürmerin Anyomi war zwar eingeplant, musste aber wegen Kniebeschwerden absagen.
In einem Interview mit Watson klagte sie zunächst: “Es hat zuletzt kein konkreter und direkter Austausch stattgefunden.” Wück hatte die Stürmerin der Eintracht letztmals im Oktober in seinen Kader berufen. Linksverteidigerin Rauch wurde ebenfalls erneut nicht berücksichtigt und steht nur auf Abruf bereit. Sie wünsche sich “eine viel transparentere Kommunikation”.
Die Spielerin von North Carolina Courage muss sich hinter Sarai Linder (VfL Wolfsburg) und Franziska Kett (FC Bayern) einreihen, die Wück auf außen einplant. Damit zeigte er auch Bayern-Leistungsträgerin Carolin Simon die kalte Schulter. Die 32-Jährige feierte mit den Münchnern eine äußerst erfolgreiche Saison, gewann den DFB-Pokal und die deutsche Meisterschaft.
Sie pokerte noch im März auf eine Nominierung: “Ich habe natürlich noch Hoffnung, wenn ich bei Bayern weiter gute Leistungen bringe, dass ich dann womöglich noch meine Chance bekomme und mich zeigen kann.” Ein Gespräch mit Bundestrainer Wück ließ bis dato allerdings auf sich warten. “Ich habe ihn schon mehrmals bei unseren Spielen auf der Tribüne gesehen, einen persönlichen Austausch hatten wir bisher aber noch nicht”, erklärte sie. Erneut ein fehlender Austausch?
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Wück stellte sich den Aussagen, machte vor dem Duell gegen die Niederlande in Bremen klar: “Kommunikation ist und bleibt ein sehr wichtiges Thema. Und wenn es da Irritationen gibt, und die hat’s dann halt auch gegeben, dann muss man die klären.” Das habe er “natürlich gemacht”, die aufsehenerregende Kritik an seinem Kommunikationsstil sei “intern schon längst erledigt”, erklärte er weiter.
Der 51-Jährige habe Gespräche mit Anyomi und Rauch geführt und die Missverständnisse ausgeräumt. Nicht nur das: “Wir haben natürlich dann auch aktiv mit der Mannschaft, mit dem Mannschaftsrat zuallererst, noch mal das Thema aufgegriffen. Ich habe gesagt, wie ich die Kommunikation bei Nominierungen oder auch zwischen den Lehrgängen behandle”, ergänzte Wück. Nun soll Ruhe einkehren.

Allerdings: Ein Dauerthema bis zur Bekanntgabe des EM-Aufgebots wird wohl die Personalie Lena Oberdorf bleiben. Die Spielerin vom FC Bayern steht nach ihrem Kreuzbandriss im vergangenen Juli erstmals wieder im DFB-Kader, ist aber noch ohne Spielpraxis – aus gutem Grund.
Während Bundestrainer Wück verkündete, die Hoffnungsträgerin sei “zu 100 Prozent einsatzfähig”, plauderte die 23-Jährige in ihrem Podcast “Popcorn und Panenka” aus, dass sie in der Nations League nicht spielen “darf”. Die Münchner bestätigten, dass Oberdorf nur mittrainiert. Erneut ein Fall von wackeliger Kommunikation des Bundestrainers.