Harvard darf vorerst weiter ausländische Studenten aufnehmen

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Die Harvard-Universität hat im Streit mit der amerikanischen Regierung vorläufig einen Sieg errungen. Eine Bundesrichterin verlängerte am Donnerstag eine Anordnung aus der vergangenen Woche, nach der die Universität weiterhin Studenten aus dem Ausland aufnehmen kann, solange der Rechtsstreit durch die Instanzen geht. Richterin Allison Burroughs sagte in einer Anhörung, sie halte diesen Schritt für notwendig. Es bedürfe keiner „drakonischen“ Maßnahmen, aber sie wolle den Status quo aufrechterhalten. Es dürfe der Regierung nicht gestattet sein, der Privatuniversität die entsprechende Zertifizierung ohne das gesetzlich vorgeschriebene Verfahren dafür zu entziehen.

Die Regierung Donald Trumps hatte vergangene Woche als Teil einer Druckkampagne auf die Hochschule bekannt gegeben, mit sofortiger Wirkung die Immatrikulation ausländischer Studenten zu verbieten. Sie wirft Harvard vor, nicht ausreichend gegen Antisemitismus vorzugehen und die angeforderten Informationen über ausländische Studenten nicht bereitzustellen. In dieser Woche hieß es außerdem, Harvard arbeite mit der Kommunistischen Partei Chinas zusammen. Die Universität hatte Klage gegen die Entscheidung eingereicht.

Etwas ein Viertel aller Studenten sind Ausländer

Die Anordnung beträfe derzeit 5000 Studenten und 2000 Absolventen in Harvard, die nach ihrem Abschluss an Nachfolgeprojekten teilnehmen. Ausländische Studenten machen etwa ein Viertel aller eingeschriebenen Studenten der Universität aus und sind wegen ihrer Gebühren eine wichtige Einnahmequelle für die Universität. Die Regierung hatte Harvard im Streit über den Umgang mit Antisemitismus auf dem Campus bereits drei Milliarden Dollar Zuschüsse gestrichen.

Am Donnerstag gab das Heimatschutzministerium, das für die Zertifizierung ausländischer Studenten und entsprechender Programme in amerikanischen Hochschulen zuständig ist, Harvard mehr Zeit, um auf die Forderungen zu reagieren. In einer Stellungnahme auf der Website des Ministeriums hieß es, die Universität habe dreißig Tage, um dem nachzukommen, bevor das Verbot für ausländische Studenten greife. Das dürfte daran liegen, dass Harvard vor Gericht argumentiert, dass die Regierung versäumt habe, sie auf den vorgeschriebenen Wegen über den Schritt zu informieren. In dem Schreiben hieß es abermals, Harvard habe es „versäumt, ein Campusumfeld frei von Gewalt und Antisemitismus zu gewährleisten“.

Harvards Anwalt Ian Gershengorn sagte am Donnerstag, für die Universität gälten „offenbar andere Regeln und Verfahren“ als üblich. Die Schäden seien „real“ und setzten sich immer weiter fort. Trumps Sprecherin Karoline Leavitt behauptete nach der Entscheidung der Richterin Burroughs wiederum, diese gehe zu weit. „Wenn diese Richter Außenminister oder Präsident sein wollen, können sie selbst für ein Amt kandidieren.“

Auf der Abschlussfeier der Universität am Donnerstag riefen mehrere Redner dazu auf, man möge weiterhin Vielfalt auf dem Campus fördern. Einer der Absolventen sagte, Harvard befinde sich „im Zentrum einer nationalen Schlacht um die Hochschulbildung in Amerika“. Er sei stolz darauf, Seite an Seite mit seiner Abschlussklasse, seiner Fakultät und Universitätspräsident Alan Garber zu stehen, die alle davon überzeugt seien, dass dieses Projekt „es wert ist, verteidigt zu werden“. Garber selbst ging nicht auf den Streit mit der Regierung ein, erhielt laut Medienberichten jedoch viel Applaus, als er auf die internationale Reichweite Harvards verwies und sagte, diese sei „genau so, wie sie sein sollte“.