Vorbereitungen auf eine neue Bodenoffensive der Russen

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Die russischen Streitkräfte erhöhen ihren Druck an den Frontlinien im Nordosten der Ukraine. Nach F.A.Z.-Informationen wurden in den vergangenen Tagen 50.000 bis 60.000 Soldaten nördlich der ukrainischen Stadt Sumy zusammengezogen. Eine ähnliche Konzentration soll es nördlich der Stadt Charkiw geben.

Die „Washington Post“ hatte am Dienstag unter Berufung auf den ukrainischen Militärgeheimdienst berichtet, dass an beiden Frontabschnitten derzeit 125.000 russische Soldaten stationiert seien. Dies könnten Vorbereitungen auf eine neue Bodenoffensive sein. Ebenso ist möglich, dass die Russen an diesen Stellen ukrainische Streitkräfte binden wollen, um die Verteidigungslinien im Osten zu schwächen, insbesondere in der Region Donezk.

Wegen dieser Entwicklungen war der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj offenbar nach seinem Besuch in Berlin am Mittwoch direkt zurück nach Kiew gereist. Zuvor hatte es Planungen für seine Teilnahme an der Verleihung des Karlspreises in Aachen gegeben, mit dem Selenskyj 2023 ausgezeichnet worden war. Russland hat seine Angriffe auf die Ukraine noch einmal verstärkt, seit es unter wachsendem internationalen Druck steht, sich zu einem bedingungslosen Waffenstillstand zu verpflichten. Das betraf bisher vor allem Angriffe mit Drohnen und Raketen, doch steigt nun auch die Intensität der Bodenkämpfe.

So haben russische Truppen kürzlich die international anerkannte Grenze zur Ukraine bei Sumy überschritten. Nach ukrainischen Angaben nahmen sie vier Dörfer in Grenznähe ein, nach nicht bestätigten Angaben des russischen Verteidigungsministeriums auch den Ort Kostyantynivka. Ein Sprecher der ukrainischen Grenzschutztruppe sagte am Donnerstag im Fernsehen, dass Russland in dem Bereich genügend Truppen zusammengezogen habe, um einen möglichen Angriff auf die Stadt Sumy vorzunehmen. Schon seit Längerem versuchen die russischen Streitkräfte, dort eine Pufferzone einzurichten, um ukrainische Truppen von weiteren Angriffen auf das Gebiet Kursk abzuhalten.