Die SPD stellt sich gegen ein Rauchverbot an öffentlichen Orten, an denen sich Kinder aufhalten, so wie es in Frankreich ab dem 1. Juli gelten soll. „Eine ausgewogene Regelung, die sowohl dem Gesundheitsschutz als auch der Selbstbestimmung Rechnung trägt, ist aus unserer Sicht der richtige Weg“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Christos Pantazis, der F.A.Z. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen habe Priorität, aber zugleich setze man „auf Aufklärung, Prävention und Eigenverantwortung“ und nicht auf „pauschale Verbote“.
Die Grünen befürworteten dagegen einen Umgang mit Tabak nach französischem Vorbild. „Ein Rauchverbot an öffentlichen Orten, wie es Frankreich plant, ist richtig – auch für Deutschland“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen, Janosch Dahmen, der F.A.Z. Zudem gehe Frankreich „mit deutlich höheren Tabaksteuern, Verkaufsverboten außerhalb lizenzierter Fachläden und einem umfassenden Werbe- und Sponsoringverbot“ gegen das Rauchen vor. Das schütze Kinder und entlaste das Gesundheitssystem.
In Frankreich soll ab dem 1. Juli ein Rauchverbot an öffentlichen Orten wie Parks, Stränden, Sportanlagen, Bushaltestellen und vor Schulen gelten. Das hatte die französische Gesundheitsministerin Catherine Vautrin in einem Interview mit der Zeitung Ouest France am Donnerstag angekündigt. „An Orten, an denen sich Kinder aufhalten, muss der Tabak verschwinden“, sagte sie in dem Gespräch. Die Freiheit zu rauchen „endet dort, wo das Recht der Kinder auf saubere Luft beginnt“, fügte Vautrin hinzu.
Krankenkassen: Gesundheitsschäden durch Rauchen verbreitet
Das Verbot werde per Verordnung eingeführt und solle Kinder schützen. „Mein Ziel ist einfach und gleichzeitig äußerst ehrgeizig: Wir wollen dafür sorgen, dass die Kinder, die 2025 geboren werden, die erste rauchfreie Generation sind“, sagte die Ministerin. Ausgenommen von dem Verbot seien die Außenbereiche von Cafés sowie E-Zigaretten. Die Freiheit, zur Zigarette zu greifen, sieht Vautrin durch die neue Verordnung nicht beschnitten, da das Rauchen zuhause und in erlaubten Bereichen weiterhin möglich bleibt.
Sie könne aber vermeidbare Krankheiten nicht akzeptieren: Es sei erwiesen, dass Prävention das Risiko verringere. 2023 hätten 15,6 Prozent der 17-Jährigen angegeben, zu rauchen, zehn Jahre zuvor seien das noch doppelt so viel gewesen.
Gesundheitliche Schäden durch Rauchen sind in Deutschland nach neuen Zahlen mehrerer Krankenkassen verbreitet. So teilte die AOK Nordwest mit, dass die Zahl der Krankenhauseinweisungen bei Menschen mit typischen Raucherkrankheiten weiter anstiegen. 2023 seien 14.418 Patienten stationär behandelt worden, acht Prozent mehr als im Jahr zuvor.
In Sachsen leben laut einer aktuellen Analyse der AOK Plus mehrere Zehntausend Menschen mit schweren gesundheitlichen Auswirkungen durch Tabakkonsum. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl der Tabaksüchtigen von 2013 bis 2023 um 77 Prozent angestiegen, wie die Kaufmännische Krankenkasse KHH mitteilte. Demnach seien im Jahr 2023 in Mecklenburg-Vorpommern etwa 100.000 Menschen wegen Tabakabhängigkeit, Entzugserscheinungen, eines akuten Tabakrauschs oder weiterer psychischer Probleme aufgrund von Tabak ärztlich behandelt worden.