Künstliche Intelligenz revolutioniert Medizin: Ärzte bald überflüssig?

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Ex-Charité-Chef über Künstliche Intelligenz

Diese Ärzte fallen vielleicht bald weg

30.05.2025 – 16:46 UhrLesedauer: 2 Min.

Der Radiologe Karsten Ridder schaut sich die Bilder eines Mamma-CT zur Früherkennung von Brustkrebs an.Vergrößern des Bildes

Radiologie: Ein Arzt schaut sich Aufnahmen aus der Computertomographie an. (Quelle: -/dpa)

Wie sieht die Medizin der Zukunft aus? Das sagt der Ex-Charité-Chef über die nächsten zehn Jahre.

Ein überfülltes Wartezimmer, zu wenig Personal, kaum Zeit: In vielen Praxen und Kliniken fehlt es an medizinischen Fachkräften. Künstliche Intelligenz (KI) verspricht Entlastung – etwa durch Systeme, die Symptome erfassen, Röntgenbilder analysieren oder Diagnosen vorschlagen.

Darüber sprechen Hunderte Expertinnen und Experten beim Hauptstadtkongress vom 25. bis 27. Juni in Berlin. Kongresspräsident ist Karl Max Einhäupl, früherer Chef der Charité. Für ihn ist klar: KI wird alle Fachgebiete der Medizin verändern – manche stärker als andere.

“In zehn Jahren könnte die Hälfte der Radiologen, Labormediziner und Dermatologen durch KI ersetzt worden sein”, so Einhäupl zum “Tagesspiegel”. “Diese Fachleute werden aber weiter gebraucht – um die Systeme weiterzuentwickeln, mit denen wir künftig arbeiten.”

Schon jetzt gibt es Programme, die Hautveränderungen per Smartphone bewerten oder Auffälligkeiten auf Röntgenbildern schneller erkennen als Ärzte. Auch bei der Auswertung großer Datenmengen – etwa in der Forschung – ist KI klar im Vorteil.

Trotz dieser Chancen hinke Deutschland bei der KI-Entwicklung hinterher. Länder wie China, Indien oder die USA würden deutlich mehr investieren, aber auch Spanien, Italien und Großbritannien seien weiter. Grund sei laut Softwareentwicklern oft der strenge deutsche Datenschutz.

Einhäupl fordert im “Tagesspiegel”-Interview mehr Offenheit: “Ja, wir brauchen Datenschutz. Aber allzu umfassenden Datenschutz kann man sich leisten, wenn man gesund ist. Schwerkranke werden sich wünschen, dass es ausreichend viele Daten gibt, aus denen sich die beste Behandlung ableiten lässt.”

Auch der Marburger Bund – die Gewerkschaft der Ärzte – betont: KI kann viel leisten – etwa durch personalisierte Therapien oder automatisierte Routinen. Trotzdem brauche es klare Grenzen. Die Vorsitzende Susanne Johna warnt: “Medizin ist kein Algorithmus – sie ist Menschlichkeit.”

KI könne Risiken berechnen, aber nicht trösten. Deshalb brauche es ethische Regeln für ihren Einsatz.