Gold bei Olympia 2024
Nach Khelif-Fall: Boxverband führt Geschlechtstests ein
31.05.2025 – 07:19 UhrLesedauer: 2 Min.

Die Kontroverse um das Geschlecht von Box-Star Imane Khelif bestimmte das olympische Boxturnier in Paris. Nun reagiert ein neu geschaffener Verband mit vorgeschrieben Tests.
Nach der umstrittenen Olympia-Teilnahme von Imane Khelif verschärft der Amateurboxverband World Boxing seine Regeln: Künftig sind PCR-Tests zum Nachweis des chromosomalen Geschlechts Pflicht.
Der seit März vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannte Verband kündigte am Freitag an, dass künftig alle Athletinnen und Athleten ab 18 Jahren bei der Anmeldung zu Wettkämpfen eine Bescheinigung über das durch einen PCR-Test ermittelte chromosomale Geschlecht vorlegen müssen. Damit will World Boxing laut eigener Aussage “Sicherheit und Wohlbefinden aller Boxerinnen und Boxer, einschließlich Imane Khelif”, gewährleisten.
Der Test prüft das Vorhandensein des SRY-Gens auf dem Y-Chromosom – einem Hinweis auf das biologische Geschlecht. Die nationalen Verbände sind für die Durchführung und die Bescheinigung verantwortlich. Wer nicht als männlich oder weiblich klassifiziert werden kann, darf künftig nicht mehr starten.
“World Boxing respektiert die Würde aller Menschen”, erklärte der Verband. Ziel sei es, “allen Athleten sichere und faire Wettkämpfe zu gewährleisten”. Dafür sei es “unerlässlich, dass strikte geschlechtsspezifische Kategorien beibehalten und durchgesetzt werden”.
Auch für Imane Khelif hat die Entscheidung direkte Konsequenzen. Der algerische Boxverband sei informiert worden, dass die 25-Jährige nur dann beim Eindhoven Box Cup vom 5. bis 10. Juni antreten könne, wenn sie den geforderten Test vorlege.
Khelif war wie die Taiwanerin Lin Yuting bei der Weltmeisterschaft 2023 vom Boxverband International Boxing Association (IBA) ausgeschlossen worden. Beide sollen einen Testosteron-Test nicht bestanden haben. Bei den Olympischen Spielen in Paris durften sie dennoch antreten – entscheidend war dort das Geschlecht im Pass. Beide gewannen Gold in ihren Gewichtsklassen. Konservative Kreise unterstellten besonders Khelif daraufhin, ein Mann zu sein.
Im März wurde Kirsty Coventry zur neuen IOC-Präsidentin gewählt. Sie will ab dem 24. Juni ihr Amt antreten und hat eine Taskforce zum Umgang mit Transgender-Themen im Sport angekündigt. Coventry hatte nach ihrer Wahl betont: “Wir werden die weibliche Klasse schützen. Es wird eine klare Entscheidung geben, von der wir nicht abrücken.”
World Boxing wurde 2023 gegründet – als Reaktion auf den Konflikt zwischen dem IOC und der International Boxing Association. Die IBA war 2019 wegen schwerer Verfehlungen suspendiert und 2023 vom IOC endgültig ausgeschlossen worden.
Der neue Verband, dem auch der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) angehört, wird im September in Liverpool seine erste Weltmeisterschaft austragen und 2028 das Boxturnier bei den Olympischen Spielen in Los Angeles organisieren.