Endlich wieder Preiskampf im Supermarkt!

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Mit dieser Nachricht hatte dann doch kaum jemand gerechnet: Lidl reduziert seine Preise. Und das zum Teil drastisch: Mehr als 500 Produkte werden günstiger, einzelne Produkte sogar um 35 Prozent. Was überraschend daherkommt, ist in Wahrheit das Ergebnis langfristiger Planung. Lidl spricht jedenfalls von der größten gleichzeitigen Preissenkung seiner Unterneh­mensgeschichte – und die Konkurrenz zog prompt nach. Warum passiert das gerade jetzt?

Das Unternehmen selbst hat auf diese Frage eine einfache Antwort parat: Man tue es für die Gesellschaft, für das Gemeinwohl, für uns alle. Es seien von „Unsicherheiten“ geprägte Zeiten, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Mit den günstigeren Preisen wolle der Händler „Millionen Menschen in Deutschland eine finanzielle Entlastung im Alltag“ bieten. Sogar der bisher öffentlichkeitsscheue Deutschlandchef gibt sich staatstragend: Es sei Lidls „gesellschaftliche Aufgabe und Auftrag, langfristig das bestmögliche Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten“. Der Discounter als Wohltäter, das soll hängen bleiben.

Zweifellos kannten die Lebensmittelpreise in den vergangenen Jahren vor allem eine Richtung, und zwar die nach oben. Durch Krisen und Kriege sind die Preise für Nahrungsmittel in Deutschland in den vergangenen drei Jahren um fast ein Drittel gestiegen. Das ist eine enorme Belastung für den deutschen Verbraucher.

Nicht nur Nächstenliebe

Von Preiskämpfen war dagegen in den vergangenen Jahren wenig zu spüren. Meistens stritten sich die Händler mit den Herstellern darüber, wie weit die Preise nach oben gehen durften. Vor allem die Industrie pochte auf Preiserhöhungen, die sie mit höheren Kosten begründete. Oft setzte sie sich mit dieser Forderung durch. Dass nun endlich die Preise im Regal fallen, war aus Verbrauchersicht längst überfällig.

Natürlich macht Lidl das nicht aus reiner Nächstenliebe. Dahinter steckt vielmehr der harte Wettbewerb um den deutschen Kunden. Der Lebensmittelhandel wird hierzulande durch vier Händler bestimmt, nämlich außer Lidl durch Aldi, Rewe mit seinem Discounter Penny und Edeka mit seinem Discounter Netto. Diese vier Händler kämpfen seit jeher mit harten Bandagen um die Kunden. In Zeiten hoher Inflation punkteten vor allem die Discounter. Lidl und Aldi boten Lebensmittel vermeintlich günstiger an. Doch jetzt hat sich der Trend gedreht.

Das liegt erstens – wiederum – am Wettbewerb. Weil Rewe und Edeka die Kunden wegliefen, erweiterten sie ihr Angebot an günstigen Eigenmarken, die ähnliche Preise haben wie die Discounter. Zweitens liegt es am Rückgang der Inflation: Die Löhne steigen wieder schneller als die Preise. Beides zusammen bringt wieder Kunden zu Rewe und Edeka. Da musste Lidl reagieren – kein Wunder, dass der Discounter von ganz herausfordernden Zeiten spricht, obwohl sich die Inflation abschwächt. Schließlich waren wirtschaftlich schwierige Zeiten für Discounter stets ein gutes Geschäft.

Hinzu kommt: Zwar kann die Schwarz-Gruppe, zu der neben Lidl auch Kaufland gehört, insgesamt auf ein gutes Geschäftsjahr zurückblicken – im Lebensmittelgeschäft aber hat sich das Wachstum zuletzt verlangsamt. Branchenbeobachter berichten, dass der Konkurrent Aldi Nord zuletzt schneller gewachsen sei als Lidl. All das wird eine Rolle bei der neuerlichen Preisoffensive gespielt haben.

Entscheidend ist jedenfalls, dass die Preissenkungen an der Kasse ankommen und den Verbraucher spürbar entlasten. Aldi, Rewe und Edeka wollen bei der Preisreduzierung nachziehen. All das zeigt, wie lebendig der Wettbewerb im Lebensmittelhandel nach wie vor ist, auch wenn nur vier große Akteure das Feld bestimmen. Auch wenn es nur wenige Unternehmen am Markt gibt, kann die Konkurrenz hart sein. Am Ende aller Preissenkungen und Nachzieher profitieren jedenfalls nicht die Unternehmen, sondern die Verbraucher, die bei allen Händlern günstigere Preise finden. Der wahre Gewinner dieses Preiskampfes ist der Verbraucher.