Diese Personen erhalten oft die falschen Medikamente

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Riskante Arzneimittel oder ausbleibende Behandlungen – in der medizinischen Versorgung gibt es gravierende Unterschiede. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie aus Dänemark.

Personen mit niedrigem Einkommen, geringem Bildungsstand und eingeschränkten sozialen Netzwerken erhalten oft eine schlechtere Therapie als reichere oder gebildetere Personen. Zu diesem Ergebnis kommt eine dänische Studie. Das Besondere: In dem Land gibt es einen kostenlosen und gleichberechtigten Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Trotzdem zeigt sich: Sozial benachteiligte Menschen erhalten öfter potenziell inadäquate Medikamente – also solche, die unnötig, mit einem erhöhten Risiko verbunden oder durch bessere Alternativen ersetzbar sind.

Analysiert wurden die Daten von über 177.000 Erwachsenen, die 2017 an der Danish National Health Survey (DNHS, auf Deutsch: dänische nationale Gesundheitsumfrage) teilgenommen hatten. Diese Daten wurden mit nationalen Gesundheitsregistern verknüpft. Die Bewertung der Medikamente erfolgte über zwei Kriterien:

Es zeigt sich: Fast 15 Prozent (jeder Siebte) der Probanden erhielt mindestens ein potenziell inadäquates Medikament (PIM). Dabei war eine Unterversorgung viermal häufiger als eine Übertherapie.

Je schlechter der sozioökonomische Status desto höher das Risiko für PIM. Die Personen mit dem niedrigsten Vermögen (unterstes Vermögensfünftel) hatten ein um 85 Prozent erhöhtes Risiko. Den Autoren zufolge zeigt sich daran, dass nicht allein die Krankheit über die Art der Therapie entscheidet, sondern auch soziale und wirtschaftliche Faktoren.

Die Studie nennt mehrere Gründe für die auffälligen Ergebnisse:

Die Autoren fordern deshalb konkrete Maßnahmen: Behandelnde sollten für die besondere Lage sozial benachteiligter Patienten sensibilisiert werden. Zudem brauche es bessere Kontinuität in der Versorgung, gezielte Medikationsanalysen und eine stärkere Einbindung der Patienten in Entscheidungen.