Der Angriff auf eine jüdische Kundgebung für die israelischen Geiseln der Hamas ist durch das FBI als Terrorakt eingestuft worden. Ein Mann hatte die Demonstranten am Sonntag in Boulder, Colorado, mit einem selbst gebauten Flammenwerfer und Brandsätzen angegriffen und mindestens acht Personen verletzt, zwei von ihnen schwer. Laut Augenzeugen rief er während der Attacke „Freiheit für Palästina“. Der Täter wurde in der Nacht zum Montag in mehreren Punkten angeklagt und sollte am Montag dem Richter vorgeführt werden.
Der stellvertretende FBI-Direktor Dan Bongino schrieb am Sonntagabend auf der Plattform X, der „Terrorakt“ werde aufgrund erster Informationen und Zeugenaussagen als „ideologisch motivierter Gewaltakt“ untersucht. Man werde sich konkreter äußern, sobald die Fakten dies zuließen.
Videos des Angriffs zeigen einen Mann, der mit nacktem Oberkörper, Sonnenbrille und zwei Sprühflaschen in der Hand auf einem Rasenstück steht, während einige Meter entfernt Verletzte von Ersthelfern versorgt werden. Augenzeugen berichteten amerikanischen Medien zufolge, der Mann habe während des Angriffs unter anderem gesagt, Zionisten verdienten den Tod und „Ihr habt diese Kinder umgebracht“. Die Verletzten sind laut Polizei zwischen 52 und 88 Jahre alt, vier Männer und vier Frauen. Unter ihnen ist laut dem Sender CNN auch eine Holocaustüberlebende, die als Zeitzeugin mehrfach in Schulen und in Synagogen in Colorado gesprochen hat.
Die Polizei in Boulder identifizierte den Täter am Abend als einen 45 Jahre alten Mann. Amerikanische Medien berichteten später, er sei Ägypter. Das FBI in Denver gab in der Nacht zum Sonntag bekannt, man habe einen Ort in El Paso County durchsucht, bei dem es sich laut Medien um die Wohnung des Täters handelte.
Das Heimatschutzministerium bestätigte am Montag Berichte, wonach sich der Mann illegal in den Vereinigten Staaten aufgehalten habe. Der Mann sei im August 2022 mit einem B-2-Visum eingereist, das im Februar 2023 ausgelaufen sei, schrieb die stellvertretende Heimatschutzministerin Tricia McLaughlin auf X. In diese Kategorie fallen unter anderem Touristenvisa. Er habe außerdem im September 2022 Asyl beantragt.
Regierungsmitglieder und Kongressabgeordnete äußerten nach der Tat ihre Bestürzung. Außenminister Marco Rubio schrieb auf X, Terror habe „keinen Platz in unserem großartigen Land“. Der demokratische Minderheitsführer Chuck Schumer sprach von einem „abscheulichen antisemitischen Akt des Terrors“ gegen die jüdische Gemeinschaft.
„Wir brauchen euren Mut“
Ted Deutch, Geschäftsführer des American Jewish Committee, einer der ältesten jüdischen Organisationen in den Vereinigten Staaten, sprach am Sonntagabend eine Warnung aus. Man wisse die Anteilnahme der Welt zu schätzen, „doch wir brauchen euren Mut“, schrieb Deutch auf X. Es gelte, Hass und Lügen gegen die jüdische Gemeinschaft zu verurteilen.
„Lasst euer Umfeld wissen, dass ihr an unserer Seite steht und keine weitere Gewalt gegen Juden toleriert.“ Vor zwei Wochen waren in Washington zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft von einem Mann erschossen worden, der bei seiner Festnahme ebenfalls „Freiheit für Palästina“ rief. Mitte April gab es außerdem einen Brandanschlag auf die Residenz des jüdischen Gouverneurs von Pennsylvania, Josh Shapiro.
Das israelische „Familienforum“, in dem sich zahlreiche Angehörige der von der Hamas Verschleppten zusammengeschlossen haben, sprach von einer „sinnlosen Gewalttat“. Die Gemeinde in Colorado erhebe wie viele andere seit mehr als 600 Tagen die Stimme für die Geiseln, die in Gaza festgehalten werden, hieß es in einer Mitteilung. „Heute stehen wir euch zur Seite – mit Anteilnahme, Solidarität und tiefer Dankbarkeit für eure unerschütterliche Unterstützung.“
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teilte mit, er bete für die Genesung der Verletzten und vertraue darauf, dass die amerikanischen Behörden den „kaltblütigen Täter“ mit der ganzen Härte des Gesetzes verfolgen würden. Der Anschlag habe sich gegen friedliche Menschen gerichtet, „nur weil sie Juden sind“, hob Netanjahu hervor und sagte: „Die antisemitischen Anschläge weltweit sind eine direkte Folge von Ritualmordverleumdungen gegen den jüdischen Staat und das jüdische Volk, und dem muss ein Ende gesetzt werden.“